OTS0348   20. Juni 2013, 19:54

Unterrichtsausschuss hofft auf höhere Standards durch Zentralmatura

Schmied: exzellentes öffentliches Schulwesen zentral für Gesellschaft


Die standardisierte kompetenzorientierte schriftliche Reife- und Diplomprüfung, kurz Zentralmatura genannt, nimmt Konturen an. Im letzten Bericht des Unterrichtsministeriums dazu heißt es, die Ergebnisse der bisher erfolgten Schulversuche zur neuen Matura seien sehr zufriedenstellend, da der Großteil der MaturantInnen das Zielniveau des Lehrplans erreicht habe. Ab 2014/2015 soll die neue Reife- und Diplomprüfung an den Allgemeinbildenden Höheren Schulen (AHS) und ab 2015/2016 an den Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS) flächendeckend eingeführt werden.

Dem Unterrichtsausschuss des Nationalrats berichteten heute Bundesministerin Claudia Schmied und der Chef des Bildungsforschungsinstituts BIFIE Martin Netzer über den aktuelle Ergebnisstand der Testphase für die Reifeprüfung NEU. Schmied zeigte sich froh, dass zwei Privatschulen sich bereits als "Eisbrecher" gefunden hätten, die neue Matura im kommenden Schuljahr in allen Fächern zu verwenden. Im Sinne einer solidarischen und inklusiven Gesellschaft setze sie jedoch alles daran, ihre Reformvorhaben gerade auch an den öffentlichen Schulen zu forcieren, "sonst liefern wir neo-liberale Argumente für Ausgliederungen und Privatisierungen", so die Ministerin.

Seitens der Fraktionen wurde die Implementierung der neuen Matura grundsätzlich befürwortet und der aktuelle Bericht darüber einstimmig zur Kenntnis genommen. Qualitätssicherung an Schulen durch vereinheitlichte Anforderungen erhoffte sich etwa ÖVP-Mandatarin Katharina Cortolezis-Schlager mit der kompetenzorientierten Reifeprüfung. "Die Matura NEU ist gut angekommen ist", das lasse sich aus den weitgehend positiven Rückmeldungen von SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern drüber ablesen, meinte SPÖ-Abgeordneter Ewald Sacher. FPÖ-Abgeordnete Heidemarie Unterreiner hinterfragte allerdings, ob bei den "Post-Test-Analysen" der Schulversuche zur Zentralmatura gravierende Niveauunterschiede zu den bisherigen Maturaleistungen festzustellen waren.

Zentralmatura: Implementierung schreitet voran

Martin Netzer, Direktor des BIFIE, erläuterte auf Unterreiners Nachfrage, die Bewertungsergebnisse bei der neuen Reifeprüfung lägen in etwa mit jenen der jetzigen Maturaform gleichauf. Die größte Verunsicherung bestehe bei LehrerInnen und SchülerInnen noch im Bereich Mathematik, daher sehe das BIEFI hier den größten Aufholbedarf, gerade was die Fachdidaktik betreffe und habe deshalb bereits spezielles Anschauungsmaterial dafür ausgearbeitet.

Im Bericht des Unterrichtsministeriums und des BIFIE zur standardisierten Reifeprüfung (422 d.B.) ist die Arbeit zur Realisierung der Zentralmatura im Detail dargestellt. Grünen- Bildungssprecher Harald Walser wertete frühere Proteste in der Anlaufphase der kompetenzorientierten Reife- und Diplomprüfung als logisch, immerhin erfordere diese Neuerung ein Umdenken bei allen Betroffenen. Für BZÖ-Bildungssprecherin Ursula Haubner schien sich aus dem Bericht zu ergeben, bei der Zentralmatura "sei alles eitel Wonne" - sie zeigte sich daher verwundert darüber, dass der offizielle flächendeckende Starttermin für die neue Reifeprüfung um ein Jahr verschoben wurde. Petitionen und sogar Unterschriftenaktionen gegen die Zentralmatura habe es gegeben, gab Unterrichtsministerin Schmied daraufhin zu bedenken. Aus diesem Grund wäre es unvereinbar gewesen, die neue Matura wie geplant verpflichtend zu implementieren, ein Jahr zusätzlicher Vorbereitungszeit habe sich vielmehr als sinnvoll erwiesen.

Kernpunkte der neuen Matura sind die Erstellung und Präsentation einer vorwissenschaftliche Arbeit an AHS bzw. einer Diplomarbeit an BHS sowie - je nach Wahl der/des Kandidatin/en - drei oder vier schriftliche und mündliche Prüfungen. Betont wird im Bericht, dass die österreichische Reife- und Diplomprüfung anders als vergleichbare Abschlussexamen anderer Staaten nicht alle Fächer betrifft. Zentral vorgegeben werden die Klausuren in Mathematik, in der Unterrichtssprache Deutsch bzw. einer Minderheitensprache und in Fremdsprachen, wobei die Lehrpläne der Oberstufe dafür die Grundlage bilden. BIFIE-Direktor Netzer beschrieb eingehend die im Vorjahr gesetzten Maßnahmen zur Austestung der Zentralmatura. 2012 hätten sich rund 300 Schulen und insgesamt 16.000 SchülerInnenen an den Schulversuchen beteiligt, heuer würden sogar noch um 20% mehr SchülerInnen zur neuen Matura antreten. Aus den SchülerInnenbefragungen dazu gehe hervor, dass eine große Akzeptanz der neuen Prüfformate bestehe.

Übergeordnetes Ziel der Entwicklung standardisierter kompetenzorientierter Prüfungen ist dem Unterrichtsressort zufolge der langfristige Wissenserwerb von SchülerInnen. Im Unterricht muss dabei vermittelt werden, wie das erlernte Wissen auf ähnliche Situationen übertragbar ist.

Viele Reformschritte gesetzt, Dienstrecht NEU noch in Warteposition

In allen Reformprojekten ihres Ressorts würden die Schulen bei den notwendigen Änderungen begleitet, betonte Unterrichtsministerin Schmied, um die notwendige Orientierung im neuen Prüfsystem zu gewährleisten. Insgesamt sei in der allgemeinen Bildungspolitik mit insgesamt 61 Neuerungen schon viel erreicht worden, erwiderte sie Fragen zur Realisierung ihrer Pläne durch die BildungssprecherInnen aller Parteien. Sie nannte die modulare Oberstufe - die bis 2017/18 gänzlich umgesetzt sein soll-, die Festschreibung geringere Klassenschülerzahlen, die Neue Mittelschule, das verpflichtende Kindergartenjahr und den Fokus auf standortbezogene Sprachförderung an Kindergärten bzw. Schulen, die neue PädagogInnenbildung sowie die Bildungsstandards zur Qualitätssicherung als Beispiele. Für das 62. Projekt, das neue Dienst- und Besoldungsrecht für Lehrkräfte, wäre eine sozialpartnerschaftliche Einigung mit der Lehrergewerkschaft wünschenswert, befand die Unterrichtsministerin, es liege hier aber sowohl an Arbeitnehmer- als auch an Arbeitgebervertretern, aufeinander zuzugehen.

Für die Bildungsstandards erhebe man derzeit in anonymisierter Form die sozio-ökonomischen Hintergründe der SchülerInnen, antwortete die Ministerin auf Nachfrage des Team Stronach-Abgeordneten Stefan Markowitz. Von FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz auf die hohen Nachhilfekosten angesprochen, und speziell auf den Unmut vieler Eltern, wenn aktive Lehrkräfte Nachhilfe anbieten, verwies die Ministerin darauf, dass die Genehmigung zusätzlicher Beschäftigungen durch Lehrkräfte nicht alleine beim Bund liegt. Für LandeslehrerInnen seien hier die Landesschulräte zuständig. ÖVP-Bildungssprecherin Christine Marek, die mehr Initiativen zur Leseförderung einforderte, berichtete Schmied, die Strategie dazu sei, vermehrt Sprach- und Leseförderung zu verknüpfen und neben speziellen Unterrichtsmaterialien und Kooperationen mit Buchklubs und Theatern anzubieten.

Der Anmerkung Haubners, es gebe nicht ausreichend AHS-Lehrkräfte, die sich zum Team Teaching an den Neuen Mittelschulen fänden, replizierte Schmied, sie erwarte durch die gleichwertige neue PädagogInnenausbildung dabei Verbesserung. Durch das allgemein verpflichtende Fach der inklusiven Pädagogik in der neuen LehrerInnenausbildung und den schrittweisen Ausbau diesbezüglicher Schulversuche trage ihr Reformprogramm auch dem Bereich Sonderpädagogik Rechnung, informierte sie die Abgeordneten Helene Jarmer (G) und Franz-Joseph Huainigg.(Fortsetzung Unterrichtsausschuss) rei

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