OTS0018 / 11.07.2011 / 08:45
/ Channel: Politik
/ Aussender: Gesellschaft für bedrohte Völker International
Stichworte:
Bosnien-Herzegowina / Justiz / Kriegsverbrechen / Menschenrechte / Serbien
Gedenktag des Massakers von Srebrenica am 11. Juli - BILD
Utl.: Wir fordern Freiheit für Ex-General Jovan Divjak =
OBS0003 5 II 0022 11.Jul 11
Installation zum Jahrestag des Massakers von Srebrenica
- Personen: Bosnischer Künstler Hajrudin Diman vor seiner Installation am Stephansplatz
- Fotograf: Franz Fluch
- Fotocredit: Gesellschaft für bedrohte Völker Int.
- Ort: Österreich / Wien
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Wien (OTS) - Anfang März wurde der bosnische Ex-General Jovan Divjak auf einen serbischen Haftbefehl hin am Flughafen Wien verhaftet. Damals erklärte Außenminister Michael Spindelegger gegenüber dem KURIER: "Nach unseren Völkerrechtsexperten ist eine Auslieferung nach Serbien undenkbar."
Vier Monate dauert nun schon Divjaks Auslieferungsverfahren. Erst im Mai - zwei Monate nach Divjaks Verhaftung - richtete das für Divjaks Auslieferungsverfahren zuständige Gericht Korneuburg an den Asylgerichtshof eine Anfrage nach der so genannten Staatenauskunft, eine Auskunft über die politische und menschenrechtliche Situation in Serbien, die vom Asylgerichtshof immer noch nicht beantwortet wurde. Die österreichische Justiz wartet immer noch auf das bilaterale Abkommen für Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord zwischen Serbien und Bosnien-Herzegowina, das am 8. Juli in Den Haag hätte unterzeichnet werden sollen. Dazu ist es allerdings nicht gekommen.
Deshalb fand an diesem Tag im Wiener Hotel de France die Pressekonferenz eines französischen "Divjak-Unterstützungskomitees" statt, dem 60 prominente Persönlichkeiten aus Politik und Kultur angehören, wie etwa der ehemalige französische Premier- und Justizminister Michel Rocard, der ehemalige Präsident des EU-Parlaments José Maria Gil-Robles oder der Filmregisseur Jean-Luc Godard.
Jack Ralite, Präsident der interparlamentarischen Gruppe Bosnien-Herzegowina im Senat und Sprecher des Komitees, betonte, dass "Serbien bis zum heutigen Tag nicht den geringsten Beweis vorlegen konnte." Der Ex-Minister für Gesundheit bezeichnet das Auslieferungsverfahren gegen Divjak als rechtswidrig, da "Divjak weder auf den Fahndungslisten des UNO-Kriegsverbrechertribunals für Ex-Jugoslawien in Den Haag noch auf den Fahndungslisten von Interpol steht.
Dazu kommt, dass die Staatsanwaltschaft der Republik Serbien seit 2005 gar nicht mehr berechtigt ist, internationale Haftbefehle auszustellen. Es gibt bereits einen Präzedenzfall. Schon im Juli 2010 wurde in London der bosnische General Ejup Ganic ebenfalls auf einen serbischen Haftbefehl hin festgenommen, jedoch nicht ausgeliefert. Und Ende 2010 wurde Divjak bereits einmal am Frankfurter Flughafen verhaftet, aber sofort wieder freigelassen." Und Claude Fischer, Präsidentin von Confrontations Europe, ergänzt: "Immerhin wurde Jovan Divjak für seinen Einsatz für den Frieden in Bosnien-Herzegowina von Frankreich mit dem höchsten Orden, der Medaille der Ehrenlegion, ausgezeichnet."
In einem offenen Brief an Außenminister Spindelegger sowie an das Europäische Parlament fordert das französische Divjak-Unterstützungskomitee zum Gedenktag an das Massaker von Srebrenica am 11. Juli die unverzügliche Einstellung des Auslieferungsverfahrens. Anlässlich des Gedenktages an dieses Massaker, das als das größte Kriegsverbrechen in Europa seit 1945 gilt, hielt die Gesellschaft für bedrohte Völker in Wien eine Mahnwache ab.
In einer Installation auf dem Stephansplatz formte der bosnische Künstler Hajrudin Diman aus weißen Marmorsteinen die Zahl 8.372 - die Anzahl der Bosnier, die im Juli 1995 von jugoslawischen Streitkräften unter dem Oberbefehl von Ratko Mladic in Srebrenica ermordet wurden. Doch in der Republika Srpska in Bosnien-Herzegowina wird Mladic bis heute als Held gefeiert. Und nach der Überstellung von Mladic an das UNO-Kriegsverbrechertribunal für Ex-Jugoslawien in Den Haag Ende Mai finanziert die Regierung der serbischen Entität nicht nur Mladics Verteidigung, sondern plädierte sogar für ein Referendum zur "friedlichen Auflösung" des Staates Bosnien-Herzegowina.
Erst am 6. Juli stellte Serbiens Staatspräsident Boris Tadic bei einem Treffen mit dem Präsidium von Bosnien-Herzegowina in Sarajewo Jovan Divjak mit Ratko Mladic und Radovan Karadzic gleich - also die Verteidigung von Sarajewo mit dem Massaker an unbewaffneten Menschen. "Das ist absolut unzulässig. Und wenn man sich dagegen zur Wehr setzt, so ist das keine Einmischung in innere Angelegenheiten, sondern ein Einsatz für die Freiheit eines Menschen, hinter dem ein ganzes Volk steht", so Senator Jack Ralite bei der Wiener Pressekonferenz.
Jovan Divjak werde nun von Serbien als Faustpfand für die EU-Beitrittsverhandlungen missbraucht. Es gehe also nicht bloß um eine bilaterale Angelegenheit zwischen Serbien und Österreich, sondern um eine europäische Sache, die alle Europäer betrifft. "Wir wollen keine Einmischung in die österreichische Gerichtsbarkeit, aber immerhin ist Frankreich das Ursprungsland der Menschenrechte. Und aus dieser historischen Verantwortung heraus sehen wir uns daher zum Handeln verpflichtet, damit Menschenrechte eingehalten werden. Deshalb fordern wir zum Jahrestag des Massakers von Srebrenica Freiheit für Jovan Divjak."
Rückfragehinweis: Franz Fluch, Obmann Gesellschaft für bedrohte Völker Österreich, Tel. 069911460625
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