Diskussion um Steglitzer Kreisel : Land und Miteigentümer denken über Abriss nach

Der Kreisel soll nicht bleiben, wie er ist - darin sind sich alle einig. Vor dem Abriss wird aber erst einmal mit dem einzigen Kaufinteressenten verhandelt. An dessen Motiv für die Millioneninvestition gibt es jedoch Zweifel.

Der Abriss des Steglitzer Kreisels ist nicht vom Tisch. Da sind sich die Eigentümer, das Land Berlin und der Immobilienkonzern Becker & Kries einig. „Wenn es für das Hochhaus kein Konzept gibt, das langfristig trägt und mit unserer Geschäftsidee vereinbar ist, bleibt dies eine veritable Option“, sagte der Geschäftsführer des Unternehmens, Christian Kube, dem Tagesspiegel. „Einen wirtschaftlich schwachen Partner wollen wir nicht.“

Auch der Referatsleiter in der Finanzverwaltung, Hauke Roth, sieht im kompletten Abriss des Hochhauses eine „Variante, die noch in Frage kommen könnte“.

Wenn sich der Kreisel nicht neu beleben lasse, „dann lieber weg mit ihm“, sagte er auf einer Veranstaltung der Grünen am Montagabend in Steglitz-Zehlendorf. Zunächst gibt es aber Gespräche mit dem einzigen Kaufinteressenten, der nach vielen Vermarktungsversuchen übrig blieb: Die Meridian-Stiftung will den Kreisel für 45 Millionen Euro sanieren und zu einem „Kultur-Kraftwerk“ umbauen.

Am 8. Juli treffen sich Vertreter der Stiftung, der Finanzverwaltung und von Becker & Kries, um die Lage zu sondieren. Mit dem Investor werde „sehr ernsthaft“ verhandelt, versicherte Roth. Aber es müsse nun geklärt werden, ob der Miteigentümer des Kreisels „den Weg überhaupt mitgehen will“. Auf der Grünen-Veranstaltung wurden Zweifel geäußert, ob die kleine Meridian-Stiftung ein solches Großprojekt überhaupt stemmen könne. Was sei deren Motiv, mit Eigenkapital und Spenden ausgerechnet den Steglitzer Kreisel aufpäppeln zu wollen? Der Architekt Gert Eckel, der das Vorhaben für die Stiftung managt, sprach von einem „altruistischen Bürgerbeteiligungsmodell“. Es gebe nun mal Menschen, denen das Wohl der Stadt am Herzen läge. Das wäre zu schön, um wahr zu sein, frotzelte Alexander Stolle, der Marketingchef des Hotels Steglitz-International im Sockelgebäude des Kreisels.

Harald Bodenschatz, Professor für Planungs- und Architektursoziologie an der Technischen Universität, hält den Kreisel für überflüssig. „Er ist ein Produkt des West-Berliner Subventionskapitalismus, das an diesem Standort und in dieser Form keine vernünftige Nachfrage erzeugen kann“, sagte er auf der Veranstaltung. „Und es ist das einzige Großprojekt in Berlin, das einen kompletten Dorfkern ausgelöscht hat.“ Bodenschatz plädierte dafür, die städtebaulich verkorkste Umgebung des Kreisels zu re-urbanisieren und das Hochhaus „zu kappen“. Doch erst einmal werden Asbest und andere Schadstoffe beseitigt. Das dauert drei Jahre und kostet etwa 30 Millionen Euro. Der anschließende Umbau zu einem Bürogebäude wäre unrentabel. Ein Hotel gibt es schon im Sockelbau. Der Abriss würde wenige Millionen Euro kosten, sagen Experten.

53 Kommentare

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    Na dann ...

    „Und es ist das einzige Großprojekt in Berlin, das einen kompletten Dorfkern ausgelöscht hat.“


    Dorfkerne wiederherstellen - berlinweit. Mental auf dem Weg ist die Stadt bereits.
      Antwort auf Kommandant vom 21.06.2011 16:48 Uhr

      klar, weg mit den Dorfkernen

      und überall so schöne Hochhausruinen hin!

      Warum tun sich nicht alle zusammen, die solche Komplexe für den Inbegriff urbaner Lebensart halten, kaufen das Teil und eröffnen dort ihren betreuten Alterswohnsitz?!? In den Bierpinsel können dann ja wöchentliche Exkursionen organisiert werden.
      Antwort auf kernkompetenz vom 21.06.2011 19:22 Uhr

      Es wird dort auch nach einem Abriss...

      ...keinen Dorfkern mehr geben.

      Nur ein weiteres Schloss, Gesundbrunnencenter, Ringcenter, Schönhauser Alle Arcaden, Schlossstraßencenter...
      Antwort auf Stavro vom 21.06.2011 20:03 Uhr

      Schönhauser Alle Arcaden

      Die Schönhauser Alle Arcaden wären im direkten Vergleich aber immerhin ein Fortschritt. Sie verschlingen auch keine Unsummen an Subventionen, sondern werfen Steuern ab.

    Da gibt's nur eins

    weg damit - und zwar so schnell wie möglich.
    Und den Bierpinsel gleich mit abreissen!
      Antwort auf rosebud53 vom 21.06.2011 17:01 Uhr

      Schöner und präziser kann man es nicht sagen

      Solange Kreisel und Bierpinsel stehen, kann aus der Schlossstraße nichts werden. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes von vorne bis hinten versa...
      Antwort auf beobachter73 vom 21.06.2011 19:33 Uhr

      @beobachter73

      Der "Bierpinsel" ist eine riesige Skulptur, eine der besten, die nach 1945 in Deutschland geschaffen wurden. Monomanisch, den Geist der Zeit auf den Punkt bringend. Die jüngst geschaffenen Veränderungen sind Verschlimmbesserungen, die in wenigen Jahren einfach nur noch peinlich und beliebig wirken werden. Immerhin: Unter der Peinlichkeit lebt nach wie vor das Original. Ein großer Fortschritt.
      Antwort auf beobachter73 vom 21.06.2011 19:33 Uhr

      Schlossstraße

      Die Schlossstraße ist vor allem deswegen versaut, weil sie eine ätzende Durchgangsstraße ist. Es macht keinerlei Freude, dort einkaufen zu gehen, der Lärmfaktor ist unterträglich.
      Bierpinsel und Kreisel sind bestimmt nicht die Schuldigen. (Wobei die Unterführung, diese dreckige Dunkelzone mit Fundraisingständen, unter dem Bierpinsel bei weitem hässlicher ist als das Gebäude selbst.) Auch ätzend diese "Einkaufs-Malls", ein Zentrum gleich dem anderen. Früher - als alles noch schön und gut war ;-) und es noch einen Kaiser gab - hatten die Straßen noch einen eigenen Charakter und sie waren geprägt von den Einzelhandelsläden und den Kaufhäuern.
      Zum Verweilen lädt die Schlossstraße ganz sicher nicht ein.
      Antwort auf rosebud53 vom 21.06.2011 17:01 Uhr

      Nicht so destruktiv ... ;-)

      OK, das Hochhaus auf dem Kreisel ist hässlich. Aber es ist nunmal da, seit 30 Jahren und es ist immerhin ein guter Orientierungspunkt.
      Der Unterbau des Kreisels mit Busstation, Hotel, Läden etc. ist zwar auch nicht schön, aber immerhin nützlich und funktional.

      Wird das Hochhaus abgerissen, kostet dies viel Geld, nutzt nichts und der Sockel des Kreisels seht dort wie vorher, genauso hässlich aber ohne "Kopf".

      Nun könnte man froh sein, dass endlich ein Investor mit einem - außergewöhnlichen aber scheinbar seriösen Konzept - Interesse zeigt. Vier Jahre lang hat man diese Problemimmobilie wie sauer Bier angeboten, hat währenddessen jährlich fast eine Mio. Steuergelder in den Unterhalt gesteckt - und jetzt:
      Kaum ist ein ernsthafter Kaufinteressent da, will die Finanzverwaltung das Ding auf einmal dringend selbst sanieren oder abreissen!!
      Klingt für mich irgendwie nicht ganz rational - oder nach Korruption ...


      PS: Was haben dann bloss alle gegen den armen Bierpinsel? Als ich das Ding das erste mal sah, war ich erst verwundert, dann musste ich lachen. Dieses Teil ist doch wirklich originell, wirkt irgendwie, als hätten die Brückenbauer noch eine grosse Charge Beton übrig gehabt und wären beim Bier darauf gekommen, damit so ein Ding zu fabrizieren und an die Brücke dran zu machen ...
      Im Ernst: Dieser aufgeblähte Wurmfortsatz eines Brückenpfeilers gehört m.E. eindeutig in die Kategorie "So hässlich, dass es schon wieder schön ist". Ers recht, mit der poppigen Umgestaltung. Die restliche Architektur an der Schlossstraße ist dagegen überwiegend langweilig.

    Stehenlassen

    und das Stadtschloss senkrecht dranhängen!
      Antwort auf almansour vom 21.06.2011 17:24 Uhr

      @almansour

      Wieso nicht unter dem Kreisel das Schloss bauen? Nimmt weniger Platz weg. Könnte allerdings Probleme bei der Grundwasserabsenkung durch Umweltaktivisten geben.

    Abreißen - sag ich doch!

    Hab ich doch schon vor einer knappen Woche gesagt, abreißen diese monströse Scheußlichkeit und einen einst schönen Teil Steglitz wieder urban nutzbar machen.
    Die Baugeier um Frau Kretschmann-Zschach und der seinerzeitige SPD-Filz haben ja genügend profitiert, jetzt sollte man an dieser Stelle etwas schaffen, woran normale Menschen ihre Freude haben - und nicht nur beim Blick vom Dach der Asbestruine.

    Den Bierpinsel gleich mit zu schreddern, wär dann ein Aufwasch und die Chance aus einer monotonen Autopiste mit immer uniformer werdenden Geschäften eventuell wieder etwas gelungenes im Stadtbild zu machen.

    Und lieber Kommandant, wer nicht weiß wie wichtig es ist, gewachsene Dorfkerne in eine Stadt zu integrieren, und dies gar noch mit dörflicher Mentalität verwechselt, zeigt nur, daß er von Urbanität und Städtebau für Menschen (nicht für Immobilienhaie) herzlich wenig versteht.
      Antwort auf michaelm vom 21.06.2011 19:29 Uhr

      @michaelm:

      Und lieber Kommandant, wer nicht weiß wie wichtig es ist, gewachsene Dorfkerne in eine Stadt zu integrieren, und dies gar noch mit dörflicher Mentalität verwechselt, zeigt nur, daß er von Urbanität und Städtebau für Menschen (nicht für Immobilienhaie) herzlich wenig versteht.


      In Berlin besteht kein Mangel an erhaltenen Dorfkernen. Eine Überflutung durch Hochhausbauten erkenne ich zudem in Berlin nicht.

      Die Schloßstraße ist im Übrigen so schlecht nicht gestaltet worden.

      Urbanität definiert sich auch aus Veränderungen.

      Mit vernünftiger Nutzung und ansehnlicher Umgestaltung der Fassade läßt sich auch aus dem Kreisel etwas machen. Und dafür dass der Hermann-Ehlers-Platz eher alkoholisierte, lärmende, zerstörende und aggressive "Dorfjugend" anzieht, kann auch der Kreisel nichts. Die findet man dann übrigens auch im dörflichen Rudow und Rixdorf.

      Aber davon verstehen Sie dann sicherlich mehr ;-)
      Antwort auf Kommandant vom 21.06.2011 19:47 Uhr

      @kommandant

      Als Schöneberger sind weder Rix- noch andere Dörfer meine Spezialität, dafür aber das Verständnis, wie man mit gewachsenen Strukturen nicht Textumgeht.

      Und dafür ist eben der Kreisel ein furchtbares Beispiel, dessen Monstrosität nicht mit kosmetischen Korrekturen aufgehoben wird.
      Falls Sie ansatzweise wissen, wie es dort früher aussah, sollte das unmittelbar einleuchten.

      Aber Sie zählen mir sicher noch die vielen erhaltenen bzw. in moderne Urbanität integrierten Dorfkerne auf?
      Antwort auf michaelm vom 21.06.2011 21:13 Uhr

      @michaelm:

      Also ich fühle mich nicht befugt, Ihnen Hei´matkundeunterricht zu geben, wo Sie offensichtlich nicht mal den Richardplatz zu kennen scheinen.

      Wesentlich nachvollziehbare Aussagen haben Sie im Übrigen nicht gemacht. Und Sie werden dieses Hochhäuschen doch nicht wirklich als monströs bezeichnen wollen; insofern fehlt Ihnen der augenscheinliche Vergleich mit tatsächlichen urbanen Verhältnissen.

      Aber unterm Strich ist es mir egal, ob das Ding abgerissen wird oder nicht. Soll man es meinetwegen tun, dort eine Dorfkirche errichten und den U-Bahnhof fluten und zum Dorfteich herrichten.

      Vielleicht wird es ja der neue Dorfschulte nach der Wahl im September richten.
      Antwort auf michaelm vom 21.06.2011 21:13 Uhr

      @michaelm:

      Ich gebe Ihnen hier doch etwas Nachhilfe ein Sachen Heimatkunde.

      Zu den historisch erhaltenen Ortsteilen in Steglitz / Zehlendorf sollten Sie dann selber finden. Da müssten Sie dann aber mal raus aus Schöneberg, von wo man unzweifelhaft tatsächlich nur den Kreisel sieht.

      Antwort auf michaelm vom 21.06.2011 19:29 Uhr

      Autopiste?

      Hm - mit Piste verbinde ich schnelles fahren, vorankommen. Ich hab heute mehr als zehn Minuten vom Walter-Schreiber bis zum Kreisel gebraucht - und mich die Platze über die quasi leere Fahrradspur neben mir geärgert und zum Abschluß noch fast Stress mit dem BVG-Bus bekommen der auf eben dieser Spur fuhr und mich massiv daran hinderte rechts abzubiegen...

      Himmel, Leute gibts - Fanatiker jeder Coleur.
      Antwort auf macthepirat vom 21.06.2011 20:15 Uhr

      die Fahrradspur

      in der Schloßstraße ist gut und fast nie leer und lieber Pirat das ist sogar dir schon aufgefallen, gewöhn Dich dran, bald gibt es immer mehr Radspuren, Radler und Taxi's sind bald unnötig...
      Antwort auf stefan16 vom 21.06.2011 21:26 Uhr

      Ich muss macthepirat Recht geben,

      die Fahrradspur, die übrigens faktisch die Breite einer gesamten Autospur einnimmt, wird im Vergleich zur einzigen verbliebenen Kraftwagen-Spur lächerlich wenig genutzt.

      Vor dem Umbau der Schloßstraße hat man vom Walter-Schreiber-Platz nie länger als 4-5 Minuten zum Kreisel benötigt, nun steht man schon direkt vor dem Forum Steglitz im Stau.

      Und den Verantwortlichen, der sich die gefährliche Einteilung der Spuren an der Kreuzung Schloßstraße/Albrecht-/Grunewaldstraße in Richtung Süden ausgedacht hat, die nun immer zu gefährlichen Situationen führt, wenn jemand nach rechts in die Grunewaldstraße abbiegen will und dazu den Fahrradweg schneiden muss, würde ich gern fragen, was er sich dabei gedacht hat.
      Antwort auf Steglitzer vom 21.06.2011 21:44 Uhr

      Schlimmer geht immer

      Es geht immer noch ein wenig schlimmer: Ein paar Meter südlich, Schloßstr., Unter den Eichen, Wolfenstendamm, Birkbuschstr. Da treffen sich die Radfahrer auf winzigen Verkehrsinseln und einen halben Meter breiten ( benutzungspflichtigen) Buckelradwegen während sich die Autos auf bis zu 8 Fahrspuren austoben dürfen.
      Antwort auf stefan16 vom 21.06.2011 21:26 Uhr

      Taxi sind bald unnötig?

      Gut, dann kann ich ja zu hause bleiben. Ich geb dann dem Berliner Finanzsenator meine Kontonummer. 1500 Euro Netto, jeden Monat, direkt auf mein Konto. Und ich stelle keine Fragen wo er das Geld her hat. Und das gleiche kann er für meine Angestellten erledigen.
      Antwort auf macthepirat vom 21.06.2011 22:01 Uhr

      super idee!

      selten so eine gute idee gehört, dann könnten sie ja z.b. gärtner werden ;)

    Abriss

    Weg mit diesem Monstrum, das nie wirtschaftlich war und es nie sein kann. Den Bierpinsel samt Fly-Over auch gleich tilgen, und dann endlich am S-Bhf. Steglitz einen Regionalbahnhalt einrichten nebst Wiederbelebung der ganzen dortigen Bahnstrecke.

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