OTS0200 / 09.06.2011 / 13:32 / Channel: Politik / Aussender: ATV Privat TV GmbH & Co KG
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Debatte um Urlaubsanspruch: Experten fordern kürzere Ferien für Beamte

Utl.: Kürzlich erfolgte Verlängerung auf sechs Wochen "unverantwortlich" und "atemberaubend" =


   Wien (OTS) - Was die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp)
seit dieser Woche für Arbeitnehmer in der freien Wirtschaft fordert
und für lebhaften Streit sorgt, haben Österreichs Beamte bereits:
sechs Wochen Urlaub. Fast geräuschlos wurden ihre Ferien zu Beginn
des Jahres um eine Woche verlängert. Daran erinnerten Experten
gestern Abend in der ATV-Diskussionssendung "Am Punkt". Und ihre
Meinung ist eindeutig: Der Sozialwissenschaftler und Pensionsexperte
Bernd Marin sagte, es sei "unverantwortlich, dass das im Öffentlichen
Dienst durchgesetzt wurde, der nicht durch hohe Produktivität bekannt
ist." Der Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer meinte, das sei
"atemberaubend", man könne doch nicht einfach "eine hochprivilegierte
Gruppe noch weiter bedienen", die sechste Woche Urlaub im Jahr gehöre
sofort abgeschafft.
   In der Diskussion um sechs Wochen Urlaub für Angestellte in der
freien Wirtschaft plädierten sie für eine ganz andere Alternative:
die Viertagewoche. Sie bringe für die Erholung der Arbeitnehmer mehr
als eine Woche länger Ferien, sagte Pichlbauer: "Man hätte vier Tage
Arbeit, je zehn Stunden, hohen Druck. Aber dann hätte man drei Tage
frei. Das wäre, wenn man heute etwa über die Gefahr eines Burnouts
nachdenkt, ein gangbarer Weg." Nach Ansicht Marins könnte das
durchaus auch mit Arbeitszeitverkürzung einhergehen: "Die
Volkswirtschaften mit den kürzesten Arbeitszeiten sind die
produktivsten. Es ist eine Produktivitätspeitsche: Leute arbeiten in
sechseinhalb Stunden genauso viel, wie andere in siebeneinhalb oder
acht Stunden. Und die exzessiv langen Arbeitszeiten sind oft auch
vertrödelte und schlecht eingesetzte Zeiten."
   Auf offene Ohren stieß der Vorschlag bei dem Gewerkschafter Karl
Proyer. Der stellvertretende Bundesgeschäftsführer der GPA-djp sagte
in "Am Punkt": "Die Viertagewoche hat bei den Beschäftigten eine hohe
Zustimmungsrate. Wir suchen wirklich ganz viele Arbeitgeber, die
bereit sind, sie einzuführen. Wir finden ganz wenige." Entsprechend
reserviert äußerte sich Manfred Engelmann von der Wirtschaftskammer
Österreich: "Die Viertagewoche müsste natürlich täglich zehn Stunden
Arbeitszeit bedeuten. Es  geht nicht, dass sie eine
Arbeitszeitverkürzung ist." Das Konzept sei auch nicht flächendeckend
einsetzbar. Für Sozialwissenschaftler Marin wäre es gar nicht so ein
großer Schritt bis zur Viertagewoche - "in einem Land, das de facto
eine völlig verhatschte Viereinhalbtagewoche bereits hat. Sie kriegen
ja am Freitagnachmittag von der Autoreparaturstätte bis zu vielen
anderen Leistungen überhaupt nichts mehr."
Rückfragehinweis:
   ATV Redaktion "Am Punkt": Tel.: 01/213 64 115
	
							
												
							
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