Wien (PK) - Der Bericht über die Lage der Tourismus- und
Freizeitwirtschaft (III-238 d.B.) in Österreich 2010 dokumentiert
die Ankunft von 33,4 Millionen Gästen, um 3,3 % mehr als 2009,
sowie Übernachtungen von 124,9 Millionen, um 0,5 % mehr als 2009.
Inländerankünfte (+3,9 %) und Inländernächtigungen (+1,7 %)
verzeichneten Rekorde. Dieser Erfolg war kein Zufallsprodukt: Die
Investitionen der Tourismuswirtschaft lagen in der Krise über dem
Durchschnitt aller Branchen. Mit verstärkter Werbung und guten
Angeboten brachte Österreich seine Stärke auf nahen Märkten zur
Geltung und gewann mit guten Angeboten insbesondere
StädtetouristInnen und Geschäftsreisende. Antworten auf neue
Herausforderungen wie Globalisierung, steigenden
Wettbewerbsdruck, demografischen Wandel, veränderte
Reisegewohnheiten, weltpolitische Unsicherheiten und
Naturkatastrophen gibt die neue österreichische
Tourismusstrategie mit der Förderung von Innovationen. Konkret
beschlossen Bund und Länder bei der ersten österreichischen
Tourismuskonferenz Ende März 2011 in Linz einen "Aktionsplan für
das Tourismusjahr 2011", der eine "Innovationsmillion" für neue
Kooperationsprojekte im Tourismus vorsieht. Auch der Staatspreis
"Tourismus 2011" steht unter dem Motto "Innovation". Anlass zur
Sorge gibt allerdings die wirtschaftliche Lage kleiner
Beherbergungsbetriebe mit suboptimaler Ausstattung und Größe - zu
geringe Eigenkapitalquoten könnten in Zeiten steigender Zinsen zu
Liquiditätsproblemen führen, erfährt man im Tourismusbericht
2010.
Die Tourismuskonferenz 2011 in Linz
Die Abstimmung der österreichischen Tourismuspolitik zwischen
Bund und Ländern wird künftig auf einer alljährlich
stattfindenden Tourismuskonferenz erfolgen. Die erste dieser
Tourismuskonferenzen fand heuer Ende März/Anfang April in Linz
statt. Experten prognostizierten der Branche ein Wachstum bis
2015 von jährlich 1,8 % und nannten Innnovationen, die das Plus
auf jährlich 2,5 % steigern können: Aufwertung des Angebots,
Ausbau des Ganzjahrestourismus, höhere Produktivität in den
Betrieben, Erschließung der Märkte in Ost- und Südosteuropa,
Brasilien, Russland, Indien und China. Wachstumschancen bieten
Kultur- und Städtetourismus, Wintersport und erlebnisorientierte
Wellness-Urlaube in den Alpen sowie an Flüssen und Seen. Die Zahl
der Nächtigungen kann von 124,8 Millionen (2010) um 10 % auf bis
zu 138 Millionen (2015) gesteigert werden, führten die Experten
aus.
Der "Aktionsplan Tourismus 2011" von Bund und Ländern sieht vor,
die Kräfte im Tourismusmarketing zu bündeln, im Ausland
Österreichs Stärken hervorheben, die Tourismuspartner besser zu
koordinieren und den Marketingbeirat der "Österreich Werbung" ab
2012 durch eine neue "Allianz Tourismus Marketing" zu ersetzen.
Das operative Auslandsmarketing wird von der "Allianz der 10"
(Wirtschaftskammer und neun Landestourismusorganisationen)
gebündelt.
Die in Linz beschlossene "Innovations-Million" unterstützt von
2011 bis 2013 Kooperationen von Tourismusbetrieben mit
branchenfremden Partnern mit bis zu 50 % der förderbaren Kosten,
wobei die Mindestprojektgröße bei 150.000 € liegen muss. Die
Abwicklung liegt bei der Österreichischen Hotel- und
Tourismusbank (ÖHT).
Eine neue Koordinationsstelle widmet sich den Wintersportwochen.
Günstige Angebote sollen dafür sorgen, dass sich Eltern die
Wintersportwochen ihrer Kinder leisten können. Dazu kommt eine
spezielle Kampagne der Österreich Werbung für Schulskikurse. -
Die Tourismuskonferenz 2012 wird in Schladming stattfinden.
Wie bewältigte der Österreichtourismus die jüngste Krise?
2008 hatte die österreichische Tourismuswirtschaft noch kräftige
Umsatzzuwächse (+6,1 %) erzielt. 2009 erlitt sie infolge der
Finanz-und Wirtschaftskrise einen Rückgang von 5 %. 2010 nahmen
die Nächtigungen (+0,5 %) und Umsätze (+1,6 %) wieder leicht zu,
lagen aber unter dem Niveau von 2008. Die durchschnittliche
Aufenthaltsdauer der Gäste nahm weiter deutlich ab. Die
Nächtigungen inländischer Gäste stiegen um 1,7 %, jene
ausländischer Gäste verharrten auf dem Niveau des Vorjahres. Mehr
Nächtigungen waren bei Schweizern (4,3 %), Russen (23,3 %), US-
Amerikanern (+11,9 %) sowie bei Franzosen und Polen (je 2,7 %) zu
verzeichnen. Die Übernachtungen der Italiener, Briten, Tschechen
und Ungarn stagnierten, Rückgänge waren bei Deutschen (-1,4 %),
Niederländern (-4 %) und Belgiern (-2,6) zu beklagen.
Im Unterschied zu ländlichen Regionen erholte sich der
Städtetourismus 2010 kräftig. Nächtigungen in den
Landeshauptstädten stiegen um 8,7 %, nahmen außerhalb der Städte
aber um 0,7 % ab. Privatgäste hatten in der Rezession auf
zusätzliche Städtereisen verzichtet. Dienst- und Geschäftsreisen
entfielen durch Lagerabbau und den Einbruch im Außenhandel oder
wurden aus Kostengründen eingeschränkt, erklären die Autoren des
Berichts. Im Aufschwung haben die im Durchschnitt besser
situierten StädtetouristInnen wieder mehr Städtereisen gebucht.
Die wirtschaftliche Belebung regte auch Dienst- und
Geschäftsreisen wurden an, außerdem begünstigten
Preiszugeständnisse der Hotellerie Reisen in die Städte.
In der Sommersaison 2010 stiegen Nächtigungen und Umsätze mäßig,
während in der Wintersaison 2009/2010 leicht rückläufige
Ergebnisse, vor allem bei ausländischer TouristInnen verzeichnet
wurden.
2010 konnte Österreich seinen Tourismusmarktanteil in der EU 15
halten, 2009 wurden deutliche Anteilsgewinne erzielt, weil
Österreich in wirtschaftlich unsicheren Zeiten seine
"Nahmarktstärke" zur Geltung bringen kann: TouristInnen suchen in
solchen Zeiten Urlaub in der Nähe und meiden Preis- und
Qualitätsrisiken in der Ferne.
Weltweit wächst aber der Tourismus in Übersee - USA, China,
Australien, Japan und Indien erzielen die stärksten
Marktanteilsgewinne. Verlierer sind klassische
Sommerurlaubsländer wie Griechenland, Spanien, Italien und
Frankreich.
"Tourismusfachkraft" - ein neuer Lehrberuf im Tourismus entsteht
Die österreichische Tourismusausbildung genießt weltweit einen
ausgezeichneten Ruf, leidet aber unter großen Nachwuchsproblemen.
Daher hat der Nationalrat in seiner Entschließung vom 20. Oktober
2010 verlangt, Lehrberufe im Tourismus für die Jugend attraktiver
zu machen. Dem dient die Einführung eines neuen vierjährigen
modularen Lehrberufs "Tourismusfachkraft", der die Berufsbilder
"Restaurantfachmann" und "Hotel- und Gastronomieassistent"
vereint. Die Ausbildungsordnung dafür soll im Mai 2012 in Kraft
treten.
Breit angelegte Imageaktivitäten sollen Jugendliche für eine
Ausbildung im Tourismus begeistern. Das Handbuch "Ein Job im
Tourismus. Ausbildungsmöglichkeiten in Österreich" informiert auf
80 Seiten Lehrkräfte, SchülerInnen und Eltern über Aus- und
Weiterbildungsmöglichkeiten im Tourismus. Dazu kommen
Informationskampagnen ("Get a Job", "Glücksbringer"), Folder
("Mit Stil zum Ziel - Tipps für Ihre erfolgreiche Bewerbung im
Tourismus") und ein Medienpaket ("Tourismus&
Freizeitwirtschaft"). Für die Zukunft setzt das
Wirtschaftsressort auf Kooperationsprojekte zwischen Schule und
Tourismuswirtschaft in weiteren Bundesländern.
Tourismus-Schwerpunkte in der Donauraumstrategie,
Fahrradtourismus
Die EU-Donauraumstrategie sieht auch vor, den Donauraum als
Tourismusdestination international zu positionieren. Gäste aus
Europa und aus Übersee sollen den Donauraum besuchen und länger
in der Region verweilen. Langfristige Wettbewerbsfähigkeit und
Wertschöpfung im nationalen wie transnationalen Donautourismus
sollen gesteigert werden.
Die erfolgreiche Förderaktion "Radtourismus" wird weiterverfolgt.
Ergebnisse des Workshops "Veloland Österreich" sind eine ständige
Arbeitsgruppe "Radtourismus" und ein von der Österreich Werbung
organisierter Innovations-Workshops zum Thema "Radtourismus".
Betriebe kamen mit mehr Investitionen aus der Krise
Die Hotellerie meisterte die wirtschaftlich turbulenten Jahre
gut, erfährt der Leser im Tourismusbericht 2010. Die Auslastung,
die sich in den oberen Qualitätsklassen schon seit mehreren
Jahren auf hohem Niveau bewegt, war gut. Umsatzzuwächse durch
Preisanpassungen konnten Aufwandssteigerungen aber nicht
aufwiegen. Daher ging der operative Bruttogewinn (GOP) bei allen
Unternehmen deutlich zurück, in der 4/5-Sterne-Kategorie von 25,7
% (2000) auf 22,2 % (2009) und von 24 % auf 23 % bei den 3-
Sterne-Betrieben. Die wirtschaftliche Stabilität der oft hoch
verschuldeten Betriebe wird dadurch weiter beeinträchtigt. Das
schlechteste Viertel der 3-Sterne-Hotellerie zeigt eine
Eigenkapitalausstattung von -44 % und eine Entschuldungsdauer von
mehr als 25 Jahren. Die Liquidität dieser Betriebe sei laut
Tourismusbericht extrem gefährdet, sobald die derzeit niedrigen
Zinsen wieder steigen werden. Vor allem kleine Betriebe der
unteren Qualitätsklassen stehen unter Druck.
Qualitätsbetriebe hingegen können ihr gutes wirtschaftliches
Niveau halten und haben gute Chancen, sich nach den
wirtschaftlichen Turbulenzen weiter zu entwickeln - sie sind die
Hoffnungsträger des heimischen Tourismus, liest man im
Tourismusbericht 2010.
In der Gastronomie bewegen sich Eigenkapitalausstattung und
Entschuldungsdauer auf dem Niveau der Vorjahre. Die Schulden-
Rückzahlungsdauer von 15 Jahren wird erreicht. Auch in der
Gastronomie korrelieren wirtschaftlicher Erfolg und
unternehmerische Stabilität stark mit der Betriebsgröße. Der
Schwerpunkt "Betriebsgrößenoptimierung" bei TOP-Tourismus-
Förderungen und bei Haftungen ist ein wichtiges Signal zur
Erreichung wirtschaftlich gesunder, langfristig lebensfähiger
Unternehmen.
Im Konjunkturabschwung stiegen die Insolvenzzahlen in Hotellerie
und Gastronomie parallel mit der Gesamtwirtschaft und gingen 2010
wieder zurück. Bei Zahlungsunfähigkeit der meist kleinen Betriebe
im Tourismus ist der Schaden meist gering. Die durchschnittliche
Schadenssumme beträgt im Gastgewerbe - das die Insolvenzzahlen im
Tourismus prägt - 0,5 Mio. € (Gesamtwirtschaft: 1,3 Mio. €).
Obwohl der Aufschwung 2010 nur zögerlich einsetzte, gelang es
mittels Förderungen, das Gesamtinvestitionsvolumen - inklusive
TOP-Zuschüsse, Jungunternehmerförderung und Bundeshaftungen - auf
den Rekordwert von 843 Mio. € zu steigern. Die Hotellerie
optimiert ihre Betriebsgrößen, verbessert die Qualität des
Angebots und versucht, die Saison zu verlängern. Bei den 3-
Sterne- und den 5/4-Sterne-Hotels stieg die Zahl der
Offenhaltungstagen von 280 (2000) auf 300 (2009). Bei der
Errichtung von Beschneiungsanlagen hat die Investitionstätigkeit
nach dem schneearmen Winterbeginn 2006/07 beträchtlich
zugenommen, nahm zuletzt aber wieder ab. 60 % der Pisten
Österreichs sind beschneibar und weitgehend schneesicher.
Der Umbau des Tourismusangebotes in Richtung höhere Qualität geht
weiter und wird vom Bund massiv unterstützt. Die
durchschnittliche Betriebsgröße ist von durchschnittlich 40
Betten pro Betrieb (2000) auf 43 Betten (2009) gestiegen.
Trotzdem besteht im internationalen Vergleich noch ein
beträchtlicher Rückstand. Wirtschaftliche Betriebsgrößen sind
daher ein Anliegen der österreichischen Förderungspolitik, das
auch künftig mit Nachdruck verfolgt wird.
Die hohe Investitionsbereitschaft spiegelt sich in der Tourismus-
und Freizeitwirtschaft in einem Anstieg der Fremdkapitalaufnahme
in der Verschuldungsstatistik wider. Wie in der Gesamtwirtschaft
kam es 2009 trotz massiver Zinssenkungen zu einer Verlangsamung
der Investitionstätigkeit. Die Unternehmen stellten große
Projekte zurück und führten nur notwendige Investitionen durch.
In der Krise hat das Beherbergungs- und Gaststättenwesen aber
deutlich mehr investiert als die Gesamtwirtschaft und einen
wichtigen Beitrag zur Konjunkturbelebung geleistet.
Aktivitäten der Österreich Werbung
Kernaufgabe der Österreich Werbung (ÖW) ist die Pflege der Marke
"Urlaub in Österreich" und die Vermittlung der emotionalen Werte
eines Österreich-Aufenthaltes. Die ÖW bearbeitet als Partner der
Tourismusbetriebe erfolgversprechende Märkte mit innovativem,
zeitgemäßem Marketing und bildet einen wesentlichen
Netzwerkknoten in der Branche.
Die Aktivitäten der ÖW reichen von klassischer Werbung über
Medienkooperationen, Prospekte, Organisation von Messen und
Verkaufsplattformen bis zur Zusammenarbeit mit lokalen
Reiseveranstaltern und zur Schulung für Reisebüros- und
Veranstalter. Herzstück der Gästeinformation der ÖW ist neben dem
"Urlaubsservice der Österreich Werbung" (größtes Informations-
und ServiceCenter für "Urlaub in Österreich") das Internet-Portal
www.austria.info. Marketinghighlights waren im Sommer 2010
"Österreich neu entdecken", die multimediale Imagekampagne in
Deutschland, mit der die Marke "Urlaub in Österreich" neu
aufgeladen wurde. Kernstück waren neun "Österreicherinnen und
Österreicher aus Leidenschaft", die ihr Bundesland potentiellen
Österreichurlaubern bei den deutschen Nachbarn vorstellten. In
Nordamerika fanden "Dance Austria - The Big Waltz @ Lincoln
Center" großen Anklang. Im November 2010 wurde einer der
schönsten Plätze New Yorks ganz in rot-weiß-rot getaucht: die
Österreich Werbung Nordamerika lud die New Yorker Bevölkerung zum
"Big Waltz", zum großen gemeinsamen Walzertanzen vor die berühmte
"Met". Tanzbegeisterte und Österreich-Fans konnten sich online
oder spontan vor Ort für den Freiluft-Walzerevent anmelden. Über
4.000 New Yorker folgten der Einladung und genossen
österreichisches Kulturprogrammund "Last-Minute"-Walzerkurse,
bevor es pünktlich zum Sonnenuntergang hieß "AllesWalzer!". Mit
"Dance Austria" hat die ÖW ein Stück Österreich mitten ins Herz
von New York gebracht und dem Publikum einen Vorgeschmack
gegeben, was sie in Österreich erleben können. (Schluss)
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OTS0115 2011-05-27/11:25
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