Euro-Krise

Merkel und das Märchen vom faulen Griechen

Angela Merkel - Foto: AFP

Arbeitnehmer in angeschlagenen Euro-Ländern wie Griechenland oder Portugal hätten mehr Urlaub und gingen früher in Rente, behauptet die Kanzlerin. Ein Blick in die Statistik zeigt: Das ist Unfug.

Wenn Politiker vor Parteifreunden in der Provinz sprechen, geht es gerne mal etwas gröber zu. Das mag ein wenig die Schlichtheit der Sätze erklären, die Angela Merkel kürzlich im nordrhein-westfälischen Meschede zur Euro-Krise gesagt haben soll. Es gehe, so ließ die Bundeskanzlerin wissen, auch darum, dass man "in Ländern wie Griechenland, Spanien und Portugal nicht früher in Rente gehen kann als in Deutschland".

Die Bürger im Süden Europas, so suggeriert Merkel, hätten außerdem viel zu viel Urlaub. "Wir können nicht eine Währung haben und der eine kriegt ganz viel Urlaub und der andere ganz wenig", wird sie zitiert.

Die Worte der Kanzlerin mögen an der Basis, die zunehmend über die Hilfskredite an die Krisenstaaten schimpft, gut ankommen. Mit der Wirklichkeit in Europa haben sie hingegen wenig zu tun. Weder verlassen die Menschen in Griechenland, Portugal oder Spanien den Arbeitsmarkt deutlich früher als in Deutschland. Noch haben die Bürger dieser Länder viel mehr Urlaub. Um das herauszufinden, genügt ein kurzer Blick in die Statistik.

Ganz falsch wird es im Fall Portugal

Die Industrieländerorganisation OECD errechnet regelmäßig für alle Industrieländer, wann die Menschen in den Ruhestand gehen – und zwar faktisch und per Gesetz. Ergebnis: In Griechenland beträgt das Renteneintrittsalter rein statistisch mittlerweile 65 Jahre für Männer und 60 Jahre für Frauen. Das Renteneintrittsalter der Männer liegt damit im Moment etwas niedriger als in Deutschland, das der Frauen deutlich niedriger. "Das offizielle Renteneintrittsalter ist allerdings nur eine Stellgröße", sagt Monika Queisser, die bei der OECD in Paris die Abteilung Sozialpolitik leitet. "Wirklich wichtig – auch für den Staatshaushalt – ist, in welchem Alter die Menschen den Arbeitsmarkt verlassen."

Schaut man auf diesen Indikator, ändert sich das Bild erheblich. Tatsächlich verlassen die Männer in Griechenland mit durchschnittlich 61,9 Jahren den Arbeitsmarkt, also sogar später als in Deutschland mit 61,8 Jahren. Nur bei den Frauen ist der Berufsausstieg etwas früher: Im Durchschnitt mit 59,6 Jahren. Zum Vergleich: In Deutschland verabschieden sich die Frauen im Durchschnitt mit 60,5 Jahren aus dem Berufsleben. So pauschal stimmt der Satz Merkels also nicht.

Ganz falsch wird es im Fall Portugal. Das gesetzliche Renteneintrittsalter liegt hier bei 65 Jahren – für Männer und Frauen. Tatsächlich aber verlassen die Menschen in Portugal den Arbeitsmarkt viel später als die Deutschen: Männer mit 67 Jahren und Frauen mit 63,6 Jahren. Das Land hat zudem bereits massive Rentenreformen hinter sich. Auch für Spanien stimmt die Rechnung der Kanzlerin nicht so ganz. Vor allem die Frauen gehen dort mit 63,4 Jahren deutlich später in Rente als ihre deutschen Kolleginnen.

Nun mag man einwenden, dass es der Kanzlerin gar nicht um das Renteneintrittsalter ging, sondern um die Höhe der Bezüge. Diese könnten schließlich weit üppiger sein als hierzulande. Stimmt aber nicht. Im Jahr 2007 – neuere Zahlen gibt es nicht – gab der griechische Staat 11,7 Prozent der Wirtschaftsleistung für Renten aus. In Deutschland waren es mit rund 10,4 Prozent nur unwesentlich weniger. Die Durchschnittsrente in Griechenland ist etwa halb so hoch wie in Deutschland.

Wer das Geld gibt, bestimmt den Kurs

Und was ist nun mit dem Urlaub? Stimmt es nicht, dass Griechen und Portugiesen viel mehr Urlaub machen als die Deutschen? Offiziell zumindest nicht. Laut den Statistiken der OECD haben die Deutschen gesetzlichen Anspruch auf 24 Urlaubstage im Jahr. Die Portugiesen und Spanier hingegen 22, Griechen und Iren 20. Kurz gesagt: Weniger.

Warum die Kanzlerin dennoch das Gegenteil behauptet? Vermutlich ist es ihr daran gelegen, eine im Prinzip wichtige Botschaft ans Volk zu senden: Mehr Hilfen für den Süden gibt es nicht umsonst. Nicht wir müssen uns ändern, sondern die Bürger in den Krisenstaaten, denen harte Strukturreformen aufgebrummt werden. Wer das Geld gibt, bestimmt den Kurs.

Das ist schon richtig. Nur sollte man dazu nicht das Märchen von den faulen Griechen und Portugiesen bemühen. (Quelle: ZEIT ONLINE)

113 Kommentare

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    Nagut, sie arbeiten alle lange und hart

    und zahlen sicher auch alle fleißig Steuern. Aber was auch immer dann das Problem der Griechen ist, eine Naturkatastrophe war nicht, sondern eins das die Griechen selber zu verantworten haben. Daher sollen sie auch selber dafür bezahlen. Aber wenn eigentlich alles super ist in Griechenland wie der Autor suggeriert - na um so besser, dann werden die Griechen das Problem ja leicht lösen können.
      Antwort auf Peter.D vom 19.05.2011 08:07 Uhr

      @Peter.D

      Ihr Beitrag gefällt mir nicht.
      Sonst argumentieren Sie immer sauber und nachvollziehbar und jetzt plötzlich kommen Sie mit nackter Polemik wie: Aber wenn eigentlich alles super ist in Griechenland wie der Autor suggeriert - na um so besser, dann werden die Griechen das Problem ja leicht lösen können.
      Das geht am Inhalt des Artikels vorbei und ist sachlich voll daneben.
      Das können Sie besser!
      Antwort auf Peligro vom 19.05.2011 09:07 Uhr

      @Peligro

      wenn Sie mich so nett bitten, versuche ich es noch mal :-)

      Der Punkt ist meiner Meinung der, die Griechen haben ein massives Problem ihren Haushalt zu bezahlen. Soviel steht fest. Und jetzt gibt es verschiedene Aussagen dazu wo genau das Problem liegt. Je mach politischer Richtung kommen die gewollten Ergebnisse aus der Betrachtung der Statistiken raus. Wie üblich.

      Konkret, ein Punkt der als Ursache für das Problem genannt wurde, ist das angebliche oder tatsächliche frühe Renteneintrittsalter. Wenn ein Kommentator beschreibt, dass das Problem seiner Meinung daran nicht liegt (Statistiken) aber mit keinem Wort erwähnt, wo es denn dann liegt dann suggeriert das für mich, dass es eigentlich kein wirklich nennenwertes Problem gibt. Das hat mich zu der ironischen Bemerkung geführt, dass es dann ja auch kein Problem sein kann, das Problem zu lösen.

      Aber der eigentliche Kern meiner Aussage ist der, es war keine Naturkatastrophe sondern ein Problem, das die Griechen selber zu verantworten ist. Sei es das Renteneintrittsalter, die Steuergesezte, die Steuermoral, ein korrupter und aufgeblähter Staatsapparat oder alles zusammen oder nichts davon und irgendwas ganz anderes. Die Griechen sollen selber überlegen, was es ist und selber versuchen das Systen an der Stelle zu reformieren die sie als Problem identifiziert haben. Oder es auch bleiben lassen wenn sie keine Lust dazu haben. Ihre Sache und ihre Verantwortung. Aber Verantwortung heißt auch, selber für die Folgen des eigenen Handelt grade zu stehen und im konkreten Fall ihr System auch selber zu bezahlen.
      Antwort auf Peter.D vom 19.05.2011 09:43 Uhr

      Das Problem der Griechen

      Der Punkt ist meiner Meinung der, die Griechen haben ein massives Problem ihren Haushalt zu bezahlen.


      Die Griechen können ihren Haushalt bestreiten. Was sie nicht können ist, die aufgenommenen Kredite zu bedienen, daher Schuldenkrise, siehe hier.
      Antwort auf A.Qu. vom 19.05.2011 10:11 Uhr

      @A.Qu.

      Und wozu haben sie die Kredite aufgenommen, wenn nicht zur Finanzierung ihres Haushalts und zwar in offenbar nicht nachhaltiger Weise?
      Antwort auf Peter.D vom 19.05.2011 11:03 Uhr

      Schulden

      Die Problematik stammt aus den 80ern. Damals haben die Sozialisten durch eine unbedacht extrem feindliche Markt- und Industriepolitik die produktive Kräfte des Landes ruiniert und jede Geldquelle versiegelt. Es fehlte nun an das nötige Geld das Land im Gange zu halten, die protogene Defizite explodierten sich (vorher, bis 1981 über Jahre was unbekanntes). Dazu haben die nun arbeitslosen und pot. enttäuschten Wähler aus mikropolitischen Gründen wahllos und massiv unter den Fittichen des ÖD gebracht, was noch mehr Geld verlangte. Man emmitierte wiederholt Anleihen, was nach dem Kriege bis 1982 nur 1960, 1961, 1966 (pol. Krise), 1973 2mal (erste Energikrise), 1974 (Zypernkrise), und 1979 2mal (zweite Energiekrise) im viel kleinere Umfang passierte. Die Zinsen waren enorm, bis zu 25%. Also es explodierte nicht nur die Staatsverschuldung von 12% in 1981 zu 100% in 1990, vielmehr waren diese Kreidite mit horrenden Zinsen versehen. Stellen Sie sich vor, was für Verbindlichkeiten sich entstanden haben und durch den Zinsenzinseffekt selbst bei der Refinanzierung der Refinazierung usw. immer noch bestehen und das Land belasten. Seit 1990 hätte GR protogen gesehen theoretisch keinen Bedarf an Kreidite mehr. Die Ausgaben ohne Schuldendienst liegen weit unter der Einnahmen. Aber die Verbindlichkeiten, die dazu kommen sind enorm und machen teils neue Kredite für die Refinanzierung der alten Verbindlichkeiten nötig. Seit 1990 leiht sich also praktisch das Land ausschliesslich um den Verbindlichkeiten der Refinazierung der Sozialistenkredite nachzukommen. Seitdem war die Staatsverschuldung fast nie unter der 100% marke gesunken, mit Ausnahme 2007, als sie zum ersten mal wieder bei 98% lag. Dann kam die Wirtschaftskrise und die darauf beschworene gr. Schuldenkrise.
      Antwort auf Invictus vom 19.05.2011 11:41 Uhr

      @Invictus

      Das mag alles sein, allerdings ändert dies nichts daran, dass es ein hausgemachtes Problem ist. Und das auch der ND offensichtlich die Kraft fehlte, das Ruder herumzureißen indem es z.B. den aufgeblähten ÖD wieder gesundschrumpfte, oder die Korruption und Steuerhinterziehung zu bekämpfen. Das wäre soweit sicherlich eine geringere Schuld als die, der Sozialisten die Sie hier beschreiben, aber die interne Schuldverteilung in Greichenland ist nicht wirklich das Wesentliche für die nicht-Griechen. Es bleibt dabei, dass es keine Naturkatastrophe oder ein massiver erzwungener Eingriff von außen war (z.B. ein Krieg), sondern ein hausgemachtes Problem.

      Es sei denn, Sie wollen die Sozialisten als Naturkatastrophe sehen... oder Marx und Engels als Verursacher. Das hätte durchaus einen gewissen Charme, aber zu Abschiebung von Verantwortung reicht das nicht.
      Antwort auf Peter.D vom 19.05.2011 11:03 Uhr

      Klar

      Ursächlich für die Schuldenkrise ist natürlich - wie Sie es beschreiben - die Ausgabe von Staatsanleihen. Was ich ausdrücken wollte ist, dass gegenwärtig die aus Steuern und eigenwirtschaftlichen Einnahmen gehobene Liquidität augenscheinlich ausreicht, um den Staatshaushalt zur Deckung zu bringen, nicht jedoch, um die fälligen Anleihen zurückzuzahlen. Dies Problem wird jedoch mit dem - typisch liberalen - Vorschlag des Abbaus der staatlichen Vermögensmassen verschärft.

      Da der Rentenbezug keine Staatsausgabe darstellt (Solidarfinanzierung), nützt hier keine Verlängerung der Lebensarbeitszeit und ist als Rezept zur Deckung der Staatsschulden ziemlich abwegig. Augenscheinlich wird hier ein anderer Zweck verfolgt. Merke: Späterer Rentenbezug und Staatsschuldenkrise haben nichts miteinander zu tun. Welchen Zweck verfolgt also Frau Merkel mit ihren Einlassungen?

      Ich vermute, dass die Verschiebung der Solidarisicherung der Renten in den Kapitalsektor nach deutschem Muster das Programm ist.
      Antwort auf A.Qu. vom 19.05.2011 11:41 Uhr

      @A.Qu

      "Späterer Rentenbezug und Staatsschuldenkrise haben nichts miteinander zu tun."
      Das ist aus zwei Gründen falsch:
      1. Ich weiß nicht wie es in GR ist, aber in Deutschland schißet der Staat aus Haushaltmitteln Millardenbeträge den Rentenkassen zu, da die Umlagefinanzierung nicht reicht. Ein späterer Rentenbezug sorgt für weniger Empfänger aus der Rentenkasse und (angenommen diese Nicht-Rentner können weiter arbeiten, was wohl nciht imemr aber zumindest für einen Teil gelten wird) für mehr Einzahler in die Rentenkasse. Dadurch würde das Defizit geringer und der Zuschus aus HAushaltsmitteln köntne verringert werden. Damit werden Haushaltsmittel frei, was unmittelbare Auswirkugnen auf die den Finanzsaldo hat, und daher geringere Neuverschuldung bzw. die Möglichkeit zur Rückzahlung beinhatlet.

      2. Dadurch, dass zumindest einige der Nicht-Rentner arbeiten werden (welchre Anteil das auch immer sein mag, aber 0% wird es mit Sicherheit nicht sein), werden (neben den Beiträgen zur Rentenversicherung) zusätzliche Steuereinnahmen generiert. Diese werden selbstverständlich unmittelbar Wirksam für die Staatsschuldenkrise.

      Ihr "Merksatz" ist also schlicht und einfach: Falsch. Beides hat etwas miteinander zu tun - es ist NICHT unabhängig voneinander. Die einzig strittige Frage wäre, wie viel es miteinander zu tun hat.
      Antwort auf zacha vom 19.05.2011 12:29 Uhr

      Na klar, sowieso falsch

      Damit fängt es schon mal an:
      Ich weiß nicht wie es in GR ist,...

      Ich empfehle dazu diese Quelle.

      Die Zuschüsse in Deutschland von rd. 25% werden aus Steuereinnahmen (vornehmlich Mehrwertsteuer und Mineralölsteuer) abgedeckt.

      Das griechische Problem ist nicht der Rentenbezug der Angestellen, sondern die leeren Pensionskassen für Staatsbedienstete.

      Aber ansosnten war mein Merksatz natürlich falsch...
      Antwort auf A.Qu. vom 19.05.2011 13:03 Uhr

      A.Qu

      In ihrer Quelle steht bei praktisch jeder Ausgabenart
      "Staatszuschuss zur Defizitdeckung, falls erforderlich." Also gehe ich davon aus, dass es auch Staaatszuschüsse wahrscheinlich gibt. Falls nicht, fällt der erste Punkt weg (dne ich ja explizit da eingeschränkt habe), der zweite Punkt bleibt jedoch in jedem Fall valide.
      Antwort auf zacha vom 19.05.2011 12:29 Uhr

      @ zacha

      1. Ich weiß nicht wie es in GR ist, aber in Deutschland schißet der Staat aus Haushaltmitteln Millardenbeträge den Rentenkassen zu, da die Umlagefinanzierung nicht reicht.


      das ist erst so seitdem unter der regierung kohl der große griff in die rentenkassen getan wurde um den europäischen stabilitätspakt zu erfüllen! ergebnis war dann gleich darauf die einführung der unterfinanzierten pflegekasse um das rentensystem nicht sofort zum einsturz zu bringen! bevor der große griff in die rentenkasse getan wurde hätten ohne weiteren zufluß in die rentenkassen noch gut 2,5 monate renten ausgezahlt werden können! diesen "puffer" haben uns kohl und co. "geklaut"!

      Ein späterer Rentenbezug sorgt für weniger Empfänger aus der Rentenkasse und (angenommen diese Nicht-Rentner können weiter arbeiten, was wohl nciht imemr aber zumindest für einen Teil gelten wird) für mehr Einzahler in die Rentenkasse. Dadurch würde das Defizit geringer und der Zuschus aus HAushaltsmitteln köntne verringert werden. Damit werden Haushaltsmittel frei, was unmittelbare Auswirkugnen auf die den Finanzsaldo hat, und daher geringere Neuverschuldung bzw. die Möglichkeit zur Rückzahlung beinhatlet.


      ist in bezug auf D mal völliger blödsinn! D leistet es sich HEUTE alterarmut in der ZUKUNFT zu schaffen! statt das renteneintrittsalter immer weiter zu erhöhen könnte man auch die durch alg-II subventionierten und von renteneinzahlung befreiten "minijobs" abschaffen! das würde mal wieder eine menge kohle in die rentenkassen spühlen! würde man gleichzeitig noch einen mindestlohn einführen, und ihn ähnlich wie in england, schärfstens überwachen würde das wieder kohle einbringen! einen dritten guten schritt könnte man unternehmen indem man, wie in den niederlanden, das recht auf teilzeit einführen würde! dort haben sofort nach einführung des rechts rund 20% der bevölkerung von diesem recht gebrauch gemacht! aus 3 stellen wurden 4! weniger arbeitslosigkeit, mehr einzahler!
      Antwort auf renodavinci vom 19.05.2011 13:31 Uhr

      @renodavinci

      Der "Griff in die Rentenkassen" war notwendig zur Finanzierung der Lasten der deutschen Einheit. Es wäre absurd gewesen, Millarden in den Rententöpfen zu haben praktisch ohen Zinsen, und stattdessen für teure Zinsen schulden aufzunehmen. Ich wüsste nicht, dass irgend jemand eine bessere Alternative gekannt hätte. Aber das nur ganz kurz zur Historie.

      Dieser Kapitalabzug aus dem Puffer der Rente ist jedenfalls schon mehrfach durch die staatlichen Zuschüsse aus Haushaltsmitteln in das Rentensystem überkompensiert. Und es geht hier letztlich nicht um die spezielle Deutsche Geschichte, sondern es ging um die Frage, ob in Griechenland Zuschüsse aus den Haushaltsmitteln ins Rentensystem erfolgen, wie eben in Deutschland. Wenn ja, dann gilt, dass es natürlich einen Zusammenhang zwischen Renteneintrittsalter udn Staatsdefizit gibt. Darum ging es, nicht um die Historie der deutschen Rentenversicherung.

      Das sie im zweiten Tiel ihres KOmmentars behaupten, dass die Abschaffugn von Minijobs Geld in die Rentenkassen spülen würde, ist recht abenteeurlich. Dafür müssten erst mal stattdessen sozialversichreungspflichitge Jobs entstehen (was nur zu einem kleinen Bruchteil gelingen würde), zudem würden sehr viele Menschen komplett arbeitslos und dadurch die Sozialkassen stärker belasten als bisher. Ein eventueller kleiner Zufluss in die Rentenkasse würde durch einen massiven Abfluss in den Kommunen an ALG2-Zahlungen erkauft werden.
      Aber auch der Rest des Kommentars zeigt, dass Sie sich nicht wirklich mit der Entstehung von Arbeitsplätzen beschäftigt haben. Kurzer Tipp: ein Arbeitsplatz entsteht nur, wenn die durch ihn entstehenden Kosten nicht höher sind als die Einnahmen. Zumndest gilt das in der Privatwirtschaft. Im ÖD oder in einer Staatswirtschaft können Sie natürlich Jobs schaffen so viel sie wollen. Allerdings werden diese keinerlei Produktivität aufweisen. Und nur was produziert wird, kann umverteilt werden.
      Antwort auf renodavinci vom 19.05.2011 13:31 Uhr

      @renodavinci

      das ist erst so seitdem unter der regierung kohl der große griff in die rentenkassen getan wurde um den europäischen stabilitätspakt zu erfüllen!

      Ich will es ja nicht beschwören und kohl@co. auch nicht unbedingt verteidigen, aber wurden die Rentenkassen nicht geplündert um die Einheit zu bezahlen? Und um es nicht so pauschal zu verbrämen: Heißt "die Einheit bezahlen" nicht, den Brüdern und Schwestern im Osten (und nicht nur denen, denn umgetauscht haben auch viele Nicht-Brüder/Schwestern) einen günstigen Wechselkurs zu bescheren und zweitens den Beitritt unter einigermaßen günstigen Bedingungen zu ermöglichen.
      Als die Kriterien des Stabilitätspaktes von Deutschland nicht eingehalten wurden, war m.E. die Kohl-Regierung bereits durch Rot-Grün abgelöst.
      Ich lasse mich aber gerne berichtigen.
      Antwort auf bardolino vom 19.05.2011 15:36 Uhr

      oooh sorry

      es waren ja nur die "stabilitäts-kritierien" des "maasticht-vertrages" für den die "puffer" der rentenkassen geopfert wurden! der stabilitätspakt wurde ja erst etwas später geschaffen!

      das ganze nicht um die wiedervereinigung zu finanzieren, denn dann hätte man das ganze im spätestens im jahr 1991/1992 getan!

      nein, es wurde im jahr 1994 getan! also zu einem zeitpunk zu dem es nach kohl-sprech schon "blühende landschaften" im betrittsgebiet hätte geben müssen! wir haben sie noch immer nicht!

      Als die Kriterien des Stabilitätspaktes von Deutschland nicht eingehalten wurden, war m.E. die Kohl-Regierung bereits durch Rot-Grün abgelöst.


      auweia.... jetzt stellen sie sich mal vor ..... die kassen waren schon vorher geplündert worden!!! sowas aber auch!!!
      Antwort auf A.Qu. vom 19.05.2011 11:41 Uhr

      der "merke" ist gut.

      Wir verabschieden uns sehenden Auges von dem bismarkschen Sozialgefüge, was eigentlich erst die soziale Merktwirtschaft ermöglichte, weil es eine feste Grösse war. Es geht nichtmehr um soziale Marktwirtschaft, es geht nurnoch um Gewinne, und da muss dann jeder selber sehen wo er bleibt.
      Antwort auf Peter.D vom 19.05.2011 09:43 Uhr

      "Wir hängen am Tropf des Exports."

      [...] eins das die Griechen selber zu verantworten haben.

      Nein, - eben nicht "die Griechen allein", - wir sollten einmal damit aufhören, die für uns bequemsten "Wahrheiten" als die einzig richtigen anzuerkennen!

      Der Bedarf der Konsumenten, wie bspw. einer EU, ist endlich. Wenn nun Import- und Exportwirtschaft, wie in Dtl., nicht ausgeglichen sind, sondern unsere Unternehmen den Markt der EU mit ihren Produkten überschwemmen, wie sollen dann Länder wie Portugal Wachstum verzeichnen können?

      Werte Leser, wenn Sie etwas benötigen und es kaufen möchten, können Sie sich nur für einen entscheiden von dem Sie es beziehen. Ein anderer kann es Ihnen nicht noch einmal verkaufen.

      Offensichtlich verhalten sich deutsche Überschüsse und die südeuropäischen Defizite nahezu spiegelverkehrt. Die Intensivierung der deutschen Exportoffensive führt zu steigenden Defiziten in Südeuropa.


      Auch Italien verzeichnete 2007 ein enormes Handelsdefizit von 16 Mil­liarden Euro gegenüber seinem größten Handelspartner Deutschland. In die vergleichsweise kleine griechische Volkswirtschaft exportierten deutsche Konzerne in 2008 Waren im Wert von 8,3 Milliarden Euro. Griechenland führte im Gegenzug Waren im Wert von nur 1,9 Milliarden Euro in die Bundesrepublik aus.

      Diese riesigen Handelsüberschüsse der deutschen Exportindustrie wurden in dieser Dimension tatsächlich erst mit der Einführung des Euro möglich. Die europäische Gemeinschaftswährung nahm den südlichen Euro-Ländern die Möglichkeit, mittels einer Währungsabwertung die Konkurrenzfähigkeit ihrer Wirtschaft zumindest teilweise wiederherzustellen. Diese Währungsabwertungen waren beispielsweise in Italien vor der Euroeinführung durchaus üblich. Der Euro bildet tatsächlich einen Grundpfeiler dieser aggressiven exportorientierten Wirtschaftsstrategie deutscher Konzerne.


      Krise ohne Ende?
      Antwort auf aufwachen2 vom 19.05.2011 10:16 Uhr

      @aufwachen2

      Wer sich der griechische Staat sich die deutschen Exportartikel nicht leisten konnte, dann hätten es eben nicht gekauft werden dürfen. Dann hätte die deutsche Exportwirtschaft ein Problem gehabt? Mag sein oder auch nicht, wäre aber dann unser Problem gewesen nicht das der Griechen. Sie glauben doch nicht im Ernst, die Griechen kaufen deutsche Exportgüter, um der deutschen Wirtschaft einen Gefallen zu tun. Sie tun es, weil sie der Meinung sind, da bekommen sie den besten Gegenwert für "ihr" Geld (das sie nicht haben) bekommen. Und welchen Sinn sollte es für Deutschland machen, Dinge an Länder zu "verkaufen" denen man dann das Geld schenken muss mit dem sie die Dinge dann bezahlen? Genau, gar keinen.
      Antwort auf Peter.D vom 19.05.2011 11:10 Uhr

      Aber genau das geschieht

      Niemand kann zurzeit wissen, ob sich die deutschen Forderungen aus den Handelsüberschüssen tatsächlich realisieren lassen. Der deutsche Export ist eben auf Pump aufgebaut, da die Importeure nicht Cash zahlen. So sind auch die griechischen Schulden über die Handelsverflechtungen eben auch unsere, bzw. die der deutschen Exporteure, Kreditgeber und der Ankäufer von Kreditausfallversicherungen (CDOs). Frau Merkel trampelt wie ein Elefant im Porzellanladen auf den Griechen herum, damit das bis nach Deutschland reichende Kartenhaus nicht zusammenfällt; eine merkwürdige Strategie.
      Antwort auf Peter.D vom 19.05.2011 11:10 Uhr

      noch etwas mundgerechter zitiert:


      Schauen Sie, Sie müssten eine nationalistische Brille abnehmen, und vor allem wäre es wichtig die Lektüre auf der Seite des DGB komplett zu lesen. Antworten aus dem Bauch heraus können wir doch in den Kommentarspalten en masse lesen.

      ______________

      Sicher wäre es dann "unser" Problem gewesen, wenn unsere Produkte nicht gekauft werden würden, doch Sie müssen zugeben, dass es das Märchen vom "faulen Süden" doch erheblich relativiert. Merkel ist auf Dummenfang, und polarisiert gegen das Ausland. Das ist aus Ihrer Sicht besser, als hier nicht wieder gewählt zu werden.

      Das mit dem "besten Gegenwert" ist ja schon wieder stark nationalistisch eingefärbt. Was Sie auf der von mir verlinkten Seite nachlesen konnten war, dass die Wirtschaftsstandort Dtl. durch den Ausbau des Billiglohnsektors und Sozialabbau den Wettbewerb verzerrt.

      von der von mir oben verlinkten Seite:

      Deutsche Waren sind auf den Weltmarkt deshalb so konkurrenzfähig, weil sie mit hoher Produktivität von – in Relation zu anderen Industriestaaten – gering bezahlten Arbeitskräften produziert werden. Mit anderen Worten wurde die „Exportweltmeisterschaft“ Deutschlands durch eine fallende Lohnquote, durch einen expandierenden Niedriglohnsektor, durch Mehrarbeit und den Druck der Hartz IV-Gesetze erkauft. [...]

      Die Exportoffensiven des deutschen Kapitals gingen aber auch zulasten der südeuropäischen Zielländer dieser aggressiven Außenwirtschaftsstrategie, die diese deutschen Exportüberschüsse mit einer Defizitbildung bezahlen mussten – unter der sie nun zusammenzubrechen drohen.


      Die Binnennachfrage wird geringer weil die Löhne sinken, folglich ist die Zielgruppe im Ausland. Nur, dann kann man sich darüber nicht mehr aufregen, dass dort das Wachstum stagniert.
      Antwort auf Peter.D vom 19.05.2011 11:10 Uhr

      Importe deutscher Waren und Verschuldung

      Deutsche Produkte werden eben nicht kollektiv von der gr. Volkswirtschaft insgesamt bestellt, sondern von den Teilkomponenten Staat (weniger) und Privatsektor (mehr). Der Staat hat Probleme und leiht sich Geld (die Gründe habe ich Ihnen schon ausführlich geschildert). Was dabei der Privatsektor zerstückelt in weiteren Bestandteilen (Importfirmen usw.) ist eine ganz andere Sache. Jeder Teil agiert für sich, seiner Lage nach. In einer freien Wirtschaft darf man das zwar kontrollieren aber eben nicht koordinieren. Importe, die man heute mehr oder weniger direkt und mit direkten Transaktionen abwickelt, werden von privaten Firmen direkt in privaten Firmen bestellt, basiert auf die Nachfrage, die schließlich jeden einzelnen Import finanziert. Keine Nachfrage, kein Geld, kein Import. Da gibt es kein Platz für Verschuldung, es geht direkt Hand zu Hand. Auch der Verbraucher kauft diese Artikeln vom Geld, dem er in der Tasche hat.Kein Geld vorhanden in der Tasche, keine Nachfrage, kein Import. Alle diese, die einzel jenachdem von der Nachfrage quasi direkt finanziert werden machen die Summe der Importe.
      Die Exporteure machen ihre Geschäfte ebenso, aber umgekehrt. Aber wenn man das alle volkwirtschaftlich mißt und vergleicht, dann stellt man in der Tat fest, daß mehr Summen nach aussen fliehen, als im Lande einkommen. So "blutet" die Volkswirtschaft systematisch.
      Inzwischen sind allerdings die Exporte in GR um 40% gestiegen - im Vergleich zum Krisenjahr 2009 und die Importe (vor allem Autos) um 20% (meines wissens, da bin ich nicht sicher, aber sicher viel, vielleicht auch mehr) gesunken.
      Das Problem in GR ist eng und konkret bei den Staatsfinanzen, bei der Verschwendung und Inkompetenz bei der Verwaltung des Staates und bei den enormen Verbindlichkeiten des Staates aus den Refinanzierungen der 80ern.
      Antwort auf aufwachen2 vom 19.05.2011 10:16 Uhr

      @aufwachen2

      2,3 Millionen deutsche Touristen hat Griechenland jedes Jahr, von denen jeder im Schnitt € 1.229,00 ausgibt. Macht 2.827 Mrd. €.
      Aus der Handelsbilanz 2009 (destatis) hatte Griechenland gegen Deutschland einen negativen Saldo von 4.804 Mrd. €. Zieht man die Tourísmuseinnahmen davon ab, bleiben 1.977 Milliarden Defizit.
      Und diese knapp 2 Milliarden sind das Problem?
      Antwort auf Peligro vom 19.05.2011 12:08 Uhr

      Das Problem ist nur @peligro

      SO stimmen die Zahlen nicht,
      denn
      da werden künstliche Annahmen (und Einnahmen) reingrechnet.
      Weder kommt das, was die Touristen für eine Reise zahlen, an noch verzehren die dort griechische Produkte. Wenn das Hotel bei METRO einkauft, stammen die Waren überall her, nur nicht aus Griechenland. Selbst die Reiseandenken kommen aus Bulgarien oder der Türkei.
      Der Knall er aber sind "all inclusive" Reisen, bei denen kommt dann gar nix mehr an Kohle in Griechenland an...
      Antwort auf dali vom 19.05.2011 13:13 Uhr

      @dali

      Die importierten Artikel stehen in der Handelsbilanz und müssen daher nicht abgezogen werden.
      Antwort auf Peter.D vom 19.05.2011 09:43 Uhr

      Die Länder im Süden un deren faule Leute?

      Ich denke, dass Frau Dr. Merkel natürlich wie immer, immer Recht hat. Hitze, Süden, Kreislauf und Belastung in der Hitze, das sind doch nun wirklich keine Probleme. Man zieht sich einfach in sein klimatisiertes Zimmer zurück und wartet auf bessere Zeiten, während man weitere Feindseligkeiten für seine Völker ausbrütet. Der Plebs des Südes darf derweil in der Hitze schwitzen und das Letzte aus sich pumpen, dann muss er nicht zeitiger in die Rente gehen, sondern er gibt den Löffel wie in jeder Bananenrepublik mit 30 - 40 ab, weil er sich danach für die edelste Oberetage nicht mehr rechnet. Alles was christlich ist und der Nächstenliebe dient, muss sich in unserer Mammonistenrepublik rechnen, denn Geld in der Tasche ganz weniger Begüterter ist Nächstenliebe, weil sich jeder selbst der Nächste ist. "G" AS

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