Leserkommentar

Straßenbahnen auf den Ku'damm!

Der Kurfürstendamm wird 125 Jahre alt. Das wird unter anderem mit einer Ausstellung entlang Berlins berühmten Boulevards gefeiert. - Foto: Doris Spiekermann-Klaas

Anlässlich des Ku'damm-Jubiläums entwirft unser Leser Reinhard Schulz seine Vision für die Umgestaltung des Kurfürstendamms - und setzt auf eine Renaissance der Straßenbahn. Diskutieren Sie mit oder schreiben Sie selbst einen Leserkommentar

Ich verfolge die Ku'damm-Serie des Tagesspiegels mit Interesse und möchte aus den in Folge 6 der Serie angesprochenen "Visionen"  genau die herausgreifen, für die sich der Baustadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf löblicherweise mal etwas weiter vorgewagt hat:

Jawoll - die Straßenbahn auf dem Mittelstreifen - so, wie sie bis 1954 in Form der beiden Straßenbahnlinien 76 und 79 und in Teilabschnitten auch der 51 dort störungsfrei und ungehindert entlangfuhren.

Die genauen Hintergründe der damaligen Stillegung und die nachfolgende Umwandlung des durchgehend eigenen und zudem gärtnerisch gepflegten Bahnkörpers in einen Parkstreifen sind bis heute ziemlich rätselhaft. Man stelle sich vor: in West-Berlin waren Ende 1954 gerade mal 43.000 Pkw zugelassen - bei knapp 2,2 Mio Einwohnern! Wem sollte dieser Unfug dienen? Sollte damit "Weltstadtniveau" demonstriert werden? Sollte dem damals latent bestehenden West-Berliner Hinterhofkomplex ein kleines Ventil geöffnet werden - auch wenns nahezu niemandem nützte? Die Umstellung der Straßenbahn war ja keineswegs ein "Fortschritt", wie damals eine erschreckend unkritische Presse allenthalben herumposaunte, sondern konkret ein deutlicher Rückschritt: die tollen und überaus "flexiblen" Omnibusse mussten und müssen sich bis heute (trotz Busspur!) im Gegensatz zur Straßenbahn mit klar abgegrenztem Fahrweg den Verkehrsraum mit den übrigen Verkehrsteilnehmern teilen. Eine Steigerung des Fahrkomforts konnte für die Fahrgäste beim besten Willen nicht hergeleitet werden - im Gegenteil. Wer stehen mußte - und muß - hat oft genug Probleme, einen festen Halt zu bekommen. Bei Notbremsungen und hektischen Ausweichmanövern wegen dösiger Fußgänger oder rücksichtslosen Autofahrern gabs und gibts oft genug Stürze oder schmerzhafte Prellungen...

 Warum also nicht wieder eine Straßenbahn (neudeutsch: "Tram...") in den Mittelstreifen? Der Ku'damm soll eine "Autostraße" sein, wo ein Schienenverkehrsmittel nicht hingehört? Verwechselt da der verehrte Redakteur nicht etwas? "Autostraße" ist eine Autobahn oder eine innerstädtische Schnellstraße - aber kein Boulevard, der der Ku'damm doch sooo gerne sein will!  Als Gegenleistung für die neue Straßenbahn, die selbstverständlich nur mit neuestem Wagenmaterial betrieben werden sollte, werden die Omnibuslinien stillgelegt und die ohnehin nur halbherzig freigehaltene Busspur dem übrigen Verkehr zur Verfügung gestellt. Wär' doch ein Deal? Ach so - die Parkplätze - Deutschlands heiligstes Gut...    Prinzipiell sind Schrägparktaschen auf dem Mittelstreifen einer Großstadtstraße ein Gefährdungsfaktor ersten Ranges - weil ja links rein- und rausrangiert wird, wo zudem meist auch schneller gefahren wird. Es gibt daher hierzulande nur sehr wenige Großstädte , wo auf einer Hauptverkehrsstraße (das ist der Ku'damm zweifelsohne - aber eben keine "Autostraße"!) derartige prinzipiell unfallträchtige Parkmanöver hingenommen werden. Das gibts eben nur in Berlin...

Wie wäre denn folgende Lösung: die Anrainer des Kurfürstendammes - seien es Grundstückseigentümer oder Geschäftsinhaber - tun sich zusammen und finanzieren und bauen eine unterirdische Parkanlage zwischen Leibnizstraße und Adenauerplatz, dort, wo der Parkdruck am höchsten ist, denn die Verlängerung der U 1 - so wünschenswert sie wäre - kommt ja wohl leider nicht mehr. 

So ein Unternehmen nennt man Public-Private-Partnership - kurz: PPP.  Eine solche unterirdische Parkanlage gibt es z.B. in Köln unter dem Kaiser-Wilhelm-Ring, seinerzeit in Verbindung mit einer U-Bahnstrecke gebaut, allerdings mit öffentlichen Mitteln. Die Parkplätze werden von einer Privatfirma betrieben.  In Südfrankreich (Montpellier) habe ich ähnliches gesehen - kilometerweite unterirdische Parkflächen! Dass die Finanzierung bei den Anliegern oder Geschäftsleuten angesiedelt wird, ist nur recht und billig, denn die schreien ja, wenn der oberirdische Straßenquerschnitt für andere Nutzungsarten in geänderter Form aufgeteilt wird und dabei Parkplätze wegfallen. Die Planungshoheit haben die Städte und nicht - wie gerne angenommen wird - die Anlieger. Die dürfen mitreden, etwa im Zuge von Planfeststellungsverfahren, aber alleine entscheiden dürfen sie nicht. Und wenn Parkraum einen derart sakrosankten Status hat, sollten diejenigen, die danach schreien, ihn auch finanzieren. Parkraumversorgung gehört jedenfalls nicht zu den Bereichen der öffentlichen Daseinsvorsorge - das nur am Rande.

 Wie könnte die Ku'damm-Straßenbahn hinfahren? Zumindest bis zum Ringbahnhof Halensee - dort bestehen zahlreiche Umsteigebeziehungen. Weiter Richtung Grunewald (Roseneck?) Wäre schön, kommt aber auf die Auslastung an. Außerdem kommen dann wiederum die ewig gleichen und unverändert dämlichen und abgegriffenen Argumente gegen Gleise (die in der Hubertusallee und Teplitzer Straße fahrbahnbündig liegen könnten) und gegen Fahrleitung und überhaupt...Als ob ein handelsüblicher Berliner DD-Bus quasi unsichtbar und unhörbar wäre.

In Richtung Mitte wäre natürlich die Tauentzienstraße und Kleiststraße und Abschwenken in die "Urania" bis zum Lützowplatz realistisch. Bei der Route entlang dem Landwehrkanal könnte wieder ein "Deal" gemacht werden: Keine  Busse mehr im Reichpietschufer/Lützowufer, dafür Straßenbahn über die Lützowstraße zur Potsdamer Str. und dort weiter Richtung Potsdamer Platz - Leipziger Str. - Alex. Bei geschickter Ampelschaltung und Abmarkierung einzelner Gleisbereiche könnte die Strecke Alex - Ku'damm/Uhlandstraße in der gleichen Fahrzeit  wie die U 2 abgedeckt werden. Genereller Vorteil: die z.Zt. stark belastete U 2 wird deutlich entlastet und eine Direktverbindung Ku'damm - Alex via Potsdamer Platz wäre für beide Geschäftszentren ein Riesenplus.

Anstelle der durchweg unkomfortablen und immer wieder vom übrigen Verkehrstrom behinderten Autobusse - und diesen ebenfalls behindernd (Haltestellen!!!) -  moderne Niederflurstraßenbahnen mit hohem Fahrkomfort und - dank weitgehend eigenem bzw. abgeschirmten Gleiskörper - angenehmes und weitgehend (Störungen gibts leider immer) störungsfreies Fahren. Der Fahrgast weiß es zu schätzen! Neue Straßenbahnstrecken haben in den meisten Städten in fast allen Fällen einen umgehenden Fahrgastzuwachs zur Folge. Höhere Bequemlichkeit und Fahrkomfort sowie höhere Pünktlichkeit dank weitgehender Trennung vom übrigen Verkehr - zumindest an den neuralgischen Punkten - werden vom Fahrgast durchaus honoriert. Man denke an die Neubaustrecken zum Alex: schnell und umsteigefrei (extrem wichtig!!!) ins Zentrum! Dazu alles auf Straßenniveau. Keine Treppenlauferei, Rennen durch endlose Gänge etc. - alles in einer Ebene. 

Letzter Punkt: Kosten? Wenns schön und edel gemacht werden soll -  warum nicht, man schaue nach Frankreich, wo seit 1985 sage und schreibe 22 Städte(!) die Straßenbahn als modernes Verkehrsmittel entdeckt haben - könnte der Abschnitt vom Bf. Halensee - Potsdamer Straße für ca. 100 - 120 Mio € zu haben sein. Dafür bekommt man heute gerade noch einen Kilometer U-Bahn (siehe U 5). Sollten sich - wie so oft - die Versorgungsbetriebe (weils gerade so passend ist) dranhängen, wirds natürlich teurer, das ist aber nicht der Straßenbahn zuzurechnen! Rechnet man anschließend noch die erheblichen Einspareffekte wegfallender bzw. um- oder abzuleitender Omnibuslinien gegen, kann sich das Ganze nach 10 - 12 Jahren rechnen - weil: höhere Umlaufgeschwindigkeit = Fahrgastzuwächse, da schnell und bequem - wie wärs, Herr Baustadtrat? Wo Berlin doch die neue "Elektropolis" werden soll (wovon ich leider bisher noch nicht viel merkte...)

 Mit freundlichen Grüßen aus Köln, wo die Straßenbahn (in allen denkbaren Erscheinungsformen) nie zur Debatte stand - im Gegenteil....

Reinhard Schulz

 

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24 Kommentare

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    100 Punkte an Köln!!!!

    Perfekter formuliert geht es nicht!!! Exakt das wurde schon oft bei mir im Bekanntenkreis diskutiert und man kann nur sagen: Machen!!!

    Besser als wie oben erwähnt kann man das nicht machen.

    und was

    passiert mit den vielen Bäumen auf dem Mittelstreifen? Und wann kommt der nächste Aufschrei, wenn wieder jemand unter die Strassenbahnräder kommt?

    Lieber Leser!

    Ziehen Sie doch nach Bratislava, da haben Sie genügend Ihrer geliebten Straßenbahnen. Oder nach Bukarest, oder Kiew...

    Das Schöne an der U-Bahn: man sieht sie nicht.

    Das Schöne an der S-Bahn: sie stört keinen.

    Das Schöne an Bussen: sie fügen sich ein.

    Das Üble an Straßenbahnen: sie beanspruchen mit penetranter Dominanz ihren eigenen Platz, sorgen mit ihrem Ampelvorrang für Staus und ewige Rotphasen und sind zudem brandgefährlich, siehe Seestraße.

    Was der Berliner Westen am allerwenigsten braucht, sind Straßenbahnen.
      Antwort auf columbo vom 05.05.2011 15:18 Uhr

      Columbo

      Und was der "Berliner Westen" noch weniger braucht, sind unqualifizierte Kommentare wie der Ihre! Da Sie ja so schnell Umzugsempfehlungen erteilen, ziehen Sie doch nach Hamburg, dort gibt es überhaupt keine Straßenbahnen und die vorgesehene (Wieder-)Einführung wurde von der achso fortschrittlichen SPD gerade erst anlässlich ihrer Regierungsübernahme gestoppt.

      Das was Sie als "Das Üble an Straßenbahnen" beschreiben, trifft (bis auf den leider keineswegs überall verwirklichten Ampelvorrang) haargenau auf den motorisierten Individualverkehr (MIV) zu - plus Abgase!

      Straßenbahnverkehr auf dem Kurfürstendamm wie bis in die 1950er Jahre wird es so schnell nicht geben, trotzdem ein interessanter Gedanke!
      Antwort auf columbo vom 05.05.2011 15:18 Uhr

      Sehr gut.

      Genau dieser Meinung kann ich nur meine Unterstützung geben. Ich selber bin Rad- und Autofahrer. Mehr im Ostteil Berlins. Damit gelte ich zu dem Individualverkehr. Und ich kann nur sagen wie gefährlich als Radfahrer Straßenbahngleise sind. Wie flexibel eine Tram ist, konnte man sehen als ein Mann vor 2 Tagen tot gefahren worden ist. Mein Beileid. Für eine Stunde gab es kein Personentransport auf 3 Tramlinien. Ein Bus hätte umgeleitet werden können. Und dieser Lärm wenn eine Tram um Kurven fährt. Und sehr gefährlich, wenn sie mit 60km/h durch berlin Rast. Einem Autofahrer wollen wir es verbieten. Aber damit die BVG Fahrzeuge spart sollen sie ruhig so schnell fahren. Dann müssen sich eben alle Menschen um sie herum anpassen.

      Fazit. Eine Tram ist nicht unbedingt das beste. Und komfortabel ist sie auch nicht. Und Tramgleise und Oberleitungen und und und sind auch nicht Optisch das Non plus Ultra.
      Antwort auf rand_berliner vom 05.05.2011 15:36 Uhr

      rand_berliner

      Also als Radfahrer aus dem Berliner Westen, der auch gelegentlich in "Straßenbahngegenden" unterwegs ist, kann ich nur sagen, dass ich bisher keinerlei Probleme mit Gleisen und Straßenbahnen gehabt habe. Beinaheunfälle haben sich bisher immer nur mit Autos ergeben. Und die leider tödlich verlaufenden Unfälle mit Straßenbahnen sind im Verhältnis zu den weitaus häufigeren tödlichen Unfällen mit Autos zu sehen, welches da wohl das gefährlichere Verkehrsmittel ist?

      Gleise und Oberleitungen auf der Straße mögen optisch nicht unbedingt optimal sein, Angesichts des vielen auch nicht sehr sehenswerten fahrenden und parkenden Blechs auf den Straßen fällt dies aber kaum ins Gewicht.

      Straßenbahnen sind sicherlich nicht überall, doch auf dafür geeigneten Strecken das bessere Verkehrsmittel als der wesentlich unkomfortablere und langsamere Bus und tragen hier zur Erhöhung der Attraktivität des ÖPNV bei.
      Antwort auf alligatorix vom 05.05.2011 15:59 Uhr

      @alligatorix

      wenn sie schon vergleichen wollen, dann doch bitte nicht äpfel mit birnen.
      sie fragen schnippisch welches wohl das gefährlichere verkehrsmittel ist und vergleichen die tram mit dem auto.
      in keinem punkt sind diese beiden beförderungsarten vergleichbar.
      sie hätten angeblich ihre schlimmen erfahrungen nur mit autos gemacht. tja, es gibt fast 1 mio. angemeldete kfz in berlin...und wie viele trams?

      mich hat in berlin noch nie ein mongole angerempelt, immer nur andere...
      Antwort auf columbo vom 05.05.2011 15:18 Uhr

      Lieber colombo!

      Da haben Sie aber wirklich eine fundierte Meinung! Anstatt eine Argumentation gegen den von Herrn Schulz erdachten Vorschlag entwickeln kommen Sie mit Punkten, die im Artikel widerlegt sind.

      - Klar, die U-Bahn sieht man nicht. Aber reichlich teuer erkauft wird dieser in meinen Augen recht zweifelhafte Vorzug.

      - Die S-Bahn stört keinen? Naja, wenn sie fährt vielleicht (aber das ist ein anderes Thema). Der Geräuschpegel einer fahrenden S-Bahn wird mMn. wegen der höheren Geschwindigkeit jedoch höher ausfallen als der einer modernen Straßenbahn. Wann wurde eigentlich der letzte größere S-Bahnabschnitt (Braucht die etwa webiger Platz?) gebaut und wie waren dazu die Meinungen der Anwohner?

      - Busse fügen sich so schön ein? Wie Herr Schulz schon sagte: In den Stau - wie fein für ein fahrplangetaktetes Verkehrsmittel und alle, die es benutzen und sich darauf verlassen wollen.

      Straßenbahnen haben ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis. Und wenn der Platz eigentlich schon vorhanden - und in der Vergangenheit so genutz wurde - ist, sollte mann einen Gedanken daran verschwenden und nicht mit platten Auswanderungsempfehlungen kommen. Aber Ihre Ortsvorschläge lassen eh vermuten, dass Sie einer von denen sind, die Straßenbahnen für Dinge des Ostens (=Teufelszeug) halten.
      Antwort auf columbo vom 05.05.2011 15:18 Uhr

      verstehe

      Das Schöne an der U-Bahn: man sieht sie nicht.

      -> Dann hab ich am Nollendorfplatz immer Visionen.

      Das Schöne an der S-Bahn: sie stört keinen.

      -> Sie wohnen bestimmt nicht am S-Bahn-Ring oder an der Stadtbahn oder in Schlachtensee oder oder oder

      Das Schöne an Bussen: sie fügen sich ein.

      -> genau: die stehen mit allen anderen Fahrzeugen zusammen an der roten Ampel oder im Stau. Leider ist nicht überall ÖPNV-Schaltung.

      Wie angenehm fährt es sich dagegen in der Tram, ich bin regelmäßig in München und Wien, und genieße diese Form der Fortbewegung sehr. Und nein: ich bin gebürtige Berlinerin und werde nicht wegen der Tram nach München ziehen :-)
      Antwort auf columbo vom 05.05.2011 15:18 Uhr

      Umzugsempfehlungen

      Hallo,

      ich würde Ihnen vor allem davon abraten, nach Bayern zu ziehen. Denn dort sprießen neue Straßenbahnstecken allerorten aus dem Boden (München, Nürnberg, Augsburg, Würzburg.

      Das ist dort wohl der Preis dafür, dass man so viel Geld hat, dass man weiter fleißig U-Bahnen bauen kann und trotzdem noch so viel übrig bleibt, um es für antiquierten Mist aus dem Osten zu verschwenden. (Ironiemodus aus)

    das fehlte noch!

    Dass der Osten immernoch mit den Straßenbahnen leben muss, mein Beileid.
    Ein altertümliches, gefährliches Relikt aus grauer Vorzeit.
    Was soll der Vorschlag, den Kudamm damit zu verschandeln?!
    Autos generell weg vom Kudamm zwischen Wittenbergplatz und Adenauerplatz. Die Busse könnte man locker paralell in die Kantstr. und Lietzenburgerstr. verlegen. Die Querstraßen zum Kudamm lassen sich zu Fuß bewältigen. Der Kudamm in genannter Länge eine Fußgängerzone mit herrlichen Straßencafés und Restaurants,zum shoppen und verweilen. Aber bitte kein Monstrum von Straßenbahn! Komischer Einfall. Nicht alles war früher besser.
      Antwort auf kiki52 vom 05.05.2011 15:44 Uhr

      Beileid?

      Beileid? Ganz meinerseits.

      Ich weiß schon, warum ich vor 18 Jahren bei meinem Umzug aus München nach Berlin nicht den West- sondern den Ostteil der Stadt gewählt habe.

      Damals sah für mich als Münchner West-Berlin aus wie Bottrop oder Bochum, nur ein wenig größer. Der Ostteil sah damals schrecklich aus - aber es war eine Inspiration zu spüren.

      Heute sieht für mich der ehemalige Westteil immer noch aus wie Bottrop (das auch seine Straßenbahn beseitigt hat) oder Bochum. Der ehemalige Ostteil dagegen im positiven Sinne ganz anders. Und auch die Straßenbahn hier.

      Damit zurück zu Bayern: In Bayern boomt die Straßenbahn: München, Nürnberg, Augsburg, Würzburg - alle bauen ihre Netze aus. Aber nicht weil das Geld ausgegangen wäre oder man auf einmal nostalgisch würde. Im Gegenteil: Weil man dort einen Blick für Realitäten und für die Zukunft hat.

    Super Vorschlag

    Die Argumente sind absolut überzeugend.

    Gut für die Umwelt, gutes Preis-Leistungsverhältnis, deutlich mehr Komfort für Fahrgäste, Entlastung des Individualverkehrs und last but not least Aufwertung des Kudamms.

    Nur für ideologische Betonköpfe, die glauben, der Osten hätte die Straßenbahn erfunden und daher sei diese kommunistisches Teufelszeug, zählen all diese Argumente vermutlich nicht.
      Antwort auf minimal vom 05.05.2011 16:21 Uhr

      Komfort?

      Wo hat die Tram denn Komfort? Egal welche Bauart ich in (Ost)Berlin genutzt habe, es ist immer enger als im Bus, unbequem, im Winter schnell kalt wenn die Fahrer alle Türen öffnen.
      Die Spitzname Strapazenbahn kommt nicht von ungefähr ;-)

    GÄÄHNN

    Berlin ist Gott sei Dank nicht Köln, wie wir wissen. Das nostalgisch verklärte Straßenbähnchen, dass hier so gern von Rückwärtsgewandten herbeigesehnt wird, kann gern um die Domplatte quietschen.
    Auf dem Kudamm und im Westen der Stadt hat es glücklicherweise längst ausgedient.
    Ich warte auf Zukunftsvisionen statt verzweifelte Rückgriffe auf Gestern.

    vision

    die zukunftsvision wird sein, dass der autoverkehr sowieso abenehmen wird, da a) autofahren immer teurer und b) die einkommen immer niedriger werden.
    gerade in der stadt bietet es sich da an umzusteigen.

    ein großer vorteil der tram gegenüber der u-bahn ist einfach, dass man mehr haltestellen bauen kann und diese vor allem auch wieder abbauen kann. also relativ dynamisch das ganze.

    zum thema sicherheit kann ich nur den kopf schütteln. bei welchem der unfälle war denn der fahrer schuld? sorry aber wenn ich die trottel zähle, die vor atutos laufen, schneidet die tram wohl besser ab. gerade an der seestr. wo sie im eigenen gleisbett fährt. unglaublich.
      Antwort auf berlinerluft vom 05.05.2011 17:53 Uhr

      Sicherheit

      Zitat: "zum thema sicherheit kann ich nur den kopf schütteln. bei welchem der unfälle war denn der fahrer schuld? sorry aber wenn ich die trottel zähle, die vor atutos laufen, schneidet die tram wohl besser ab. gerade an der seestr. wo sie im eigenen gleisbett fährt. unglaublich."

      Das sehe ich genauso.

      Und, was die Sicherheit für die Fahrgäste angeht, liegt die Straßenbahn weit vor dem Bus, sowohl was Verletzungen bei Verkehrunfällen angeht, als auch in Puncto Verletzungen durch Stürze bei Notbremsungen (pro Fall und auch pro Personenkilometer).

      Leuten, die Tramgleise überqueren, ohne nach links und rechts zu sehen, kann aber leider nicht geholfen werden.

      Erstaunlicherweise ereignet sich die größte Zahl dieser Unfälle dort, wo die Tram ein eigenes Gleisbett hat (und vor allem im Wedding). Dabei hat man als Fußgänger dort beste Möglichkeiten, auf die Trams zu achten.

      Leider tun es viele nicht - ich habe keine Idee, warum.

    Graue Vorzeit?

    Ein altertümliches, gefährliches Relikt aus grauer Vorzeit.


    @kiki52:

    Bist du dir da sicher? Habe mir mal die Mühe gemacht herauszusuchen, welche Städte allein in den
    letzten 20 Jahren die Straßenbahn wieder eingeführt haben. Habe mich dabei auf
    Mittel-/Westeuropa und Nordamerika konzentriert. Ich komme auf mindestens 69 Städte! Komisch.

    Das nostalgisch verklärte Straßenbähnchen, dass hier so gern von Rückwärtsgewandten herbeigesehnt wird, kann gern
    um die Domplatte quietschen.
    Auf dem Kudamm und im Westen der Stadt hat es glücklicherweise längst ausgedient.
    Ich warte auf Zukunftsvisionen statt verzweifelte Rückgriffe auf Gestern.


    @tristan_99:

    Man sollte allen diesen Städten doch mal sagen, wie rückwärtsgewandt sie sind ;-) Das wissen die
    wahrschenlich noch gar nicht. Berichte Ihnen doch mal von deinen Zukunftsvisionen.

    Hier mal die Liste:

    D: Oberhausen, Saarbrücken, Heilbronn
    GB: Manchester, Sheffield, Birmingham, London (Croydon), Nottingham
    FRA: Nantes, Grenoble, Paris, Rouen, Strasbourg, Lyon, Montpellier, Orléans, Bordeaux, Mulhouse, Valenciennes, Nizza, Le
    Mans, Toulouse, Angers, Reims
    in Bau: Brest, Dijon, Le Havre, Tours, Artois-Gohelle, Besançon, Avignon

    GRE: Athen
    IRL: Dublin
    ITA: Messina, Sassari, Padua, Cagliari, Palermo, Bergamo, Firenze
    NOR: Bergen
    POR: Almada
    CH: Lausanne
    ESP: Valencia, Bilbao, Alicante, Barcelona, Vélez-Málaga, Madrid, Murcia, Parla, Teneriffa, Sevilla, Vitoria-Gasteiz

    Nordamerika: Sacramento, Dallas, Los Angeles, Baltimore, St. Louis, Salt Lake City, Jersey City, Portland, Tacoma,
    Camden, Minneapolis, Houston, Charlotte, Phoenix, Ottawa

    Es ist für mich doch erstaunlich, wieviel weltweit wieder auf das Verkehrsmittel Straßenbahn gesetzt wird, aber
    durchaus nachvollziehbar. Ich fahre auch lieber Straßenbahn als Bus. Immer, wenn auf meiner Hausstrecke SEV mit
    Bussen gefahren wird, weiß man erst, wie schlecht der Komfort im Vergleich zur Straßenbahn ist. Benutze dann lieber
    Fahrrad als ÖPNV.

    Genauso machen!!

    Ein toller Artikel, mit allen Argumenten, der auch das, was einige Tram-Hasser dazu schreiben, bestens widerlegt.

    Eine Sache noch zu dem ewigen Gegenargument "Verkehrsmittel von gestern" oder "aus dem 19. Jahrhundert".

    Das Auto stammt aus derselben Zeit, ebenso die U-Bahn (meines Wissens fuhren die ersten, noch mit Dampf, bereits Mitte des 19. Jahrhunderts) und der Bus und die S-Bahn ebenso (nur dass man letztere erst in den 20er-Jahren auch so genannt hat).

    Seltsam, dass manche hier immer die Straßenbahn von vor 60 oder 100 Jahren nehmen, als hätte sie sich nicht enorm weiterentwickelt (Niederflur, Strom-Rückspeisung, an historischer Stelle oft auch mit Unterleitung oder Batterie oberleitungslos), zum Vergleich aber ganz selbstverständlich die moderne U- und S-Bahn oder die Autos und Busse unserer Zeit nehmen.

    Auf alle Fälle hat die Straßenbahn oder Stadtbahn sich wesentlich weiterentwickelt, was man auch überall sehen kann, wo sie fährt. Wäre es nicht so, dann wäre sie nicht in Dutzenden Städten weltweit wiedereingeführt worden. Nicht ohne Grund feiert sie ihre Renaissance seit über 20 Jahren! Höchste Zeit, dieses moderne, schnelle und bequeme Verkehrsmittel schnellstens auszubauen und auf den vielbefahrenen Strecken im Westen den langsamen, stau-stehenden und oft gnadenlos überfüllten Bus zu ersetzen!

    M29 // X10

    Also wer einmal oder mehrmals die im Artikel genannte Strecke mit dem Bus M29 oder teilweise X10 fährt wünscht sich die Straßenbahn!

    All die ganzen Autofahrer Argumente sind später gegessen weil 90 Prozent der jetzigen Autofahrer dann die Straßenbahn nutzen würden weil Sie endlich verlässlich, pünktlich zur Arbeit kommen. Die könnten dann auch später von zu Hause los weil man ja viel Fahr- und Parkplatzsuchzeit spart.

    Gerade das morgen und abenddliche Chaos am Landwehrkanal entlang oder den Kudamm vom Wittenbergplatz bis Halensee würde sich deutlich mit einer eigenen Straßenbahnspur erledigen.

    Also ich denke auch das ne Strecke vom Potsdamer Platz bis Halensee realistisch und gut wäre.

    Besser, effektiver und billiger als jede A100...

    Trambahnen ...

    ... gehören auf eigene Trassen in Ballungsräumen und nicht auf Flanier- und Shoppingmeilen bzw. in Fußgängerzonen.
    Dieser Tram-Hype ist nichts weiter als blinder Aktionismus unter dem Fähnchen des Umweltschutzes.
    Wir bauen grad massiv die Stromproduktion ab und einige wollen ständig neue Stromfresser aufbauen ...

    Der Ku'damm braucht alles möglich nur keine laute und störende Trambahn!!!
      Antwort auf diesel-tom vom 07.05.2011 10:23 Uhr

      Stromfresser?

      Wie kommen Sie darauf? Die Energieeffizienz einer Straßenbahn ist ganz erheblich besser als die eines Busses (je nach Streckenprofil teils mehr als doppelt so gut, hierzu findet man diverse Untersuchungen).

      Über Ihre tatsächliche Motivation aber sagt Ihr Foren-Nick 'diesel-tom' schon einiges.

      Alle reden von 'Elekromobilität', vor allem für die Städte. Nun. man braucht hier nichts neu erfinden, man braucht nur ein paar Gleise und eine Oberleitung verlegen.
      Antwort auf diesel-tom vom 07.05.2011 10:23 Uhr

      Lärm

      Wenn Sie die Tram aus dem Verkehrlärm am Ku'damm heraushören würden, dann müssten Sie schon ganz besondere Fähigkeiten haben.

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