Gegen Gratis-Kultur

Wir haben Öl, die anderen nur Pipelines

Sieben und ein Inhalt: Dieter Gorny (Musikindustrie), Harald Heker (Gema), Jürgen Doetz (VPRT), Alexander Skipis (Börsenverein des Buchhandels), Monika Piel (ARD), Steffen... - Foto: dpa

Film, Rundfunk, Buch, Musik: „Deutsche Content Allianz“ will Inhalte in den Medien besser schützen. Weitere Partner sind erwünscht.

Was „Deutsche Content Allianz“ heißt, das ist schon eine illustre Runde. Ob Buch, Film, Musik oder Rundfunk, die Sender, Organisationen und Verbände der jeweiligen Medien haben sich zusammengeschlossen. Zu einer Interessensgemeinschaft, deren (kleinster) gemeinsamer Nenner „Inhalt“ ist. Sie alle verstehen sich als Content-Produzenten, und sie alle fühlen sich von der Politik zu wenig wahrgenommen. „Wir werden auf dem Altar der digitalen Coolness geopfert“, sagte Dieter Gorny, Chef des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI) am Mittwoch bei der Pressekonferenz in Berlin, bei der sich das branchenübergreifende Bündnis der Medien- und Verlagsindustrie erstmals präsentiert hat.

Ziel- und Angriffspunkt sind die Netzbetreiber, die Provider, die Internetkonzerne wie Google, die von fremder Leistung über Gebühr profitieren würden. Ausgesprochen hat es so keiner, aber der Eindruck einer Anti-Netzbetreiber-Allianz konnte entstehen. Die Produzenten und Lieferanten von Content wollen – wenigstens – wieder eine Balance von Inhalt und Infrastruktur hergestellt wissen. Jürgen Doetz, Präsident des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT), der die Initiative zusammen mit der ARD-Vorsitzenden und WDR-Intendantin Monika Piel gestartet hat, sagte, es seien eben die Inhalte, die mit viel Kreativität, Risikobereitschaft, Engagement und Verantwortungsbewusstsein geschaffen und die neuen Technologien und Transportwege erst mit Leben erfüllen würden. Piel wie auch die anderen Mitglieder haben feststellen müssen, dass „die Leistung von Inhalteanbietern und -produzenten gelegentlich in Vergessenheit gerät“. Das sei eine fatale Entwicklung, die auch auf europäischer Ebene befördert werde. Unter allgemeinem Kopfnicken betonte Piel, „die Politik in Deutschland ist aufgefordert, hier wachsam zu sein und gegenzusteuern“.

Nun gilt beispielsweise zwischen den öffentlich-rechtlichen Sendern und den kommerziellen Veranstaltern nicht plötzlich das Motto „Make Love not War“, trotzdem sollen ungeachtet aller Partikularinteressen und unterschiedlichen Geschäftsmodelle für jedwede Kultur-, Medien- und Netzpolitik grundlegende Essentials gelten – und zwar immer auf der Grundlage, die BVMI-Chef Dieter Gorny formuliert hat: Was nützen Pipelines, wenn kein Öl fließt?

Natürlich fehlt im Forderungskatalog nicht die Erwartung, dass Urheber- und Leistungsschutzrechte als Basis der Wertschöpfung in der Informationsgesellschaft gestärkt werden sollen. Vor allem der Filmindustrie macht das illegale Herunterladen zu schaffen. Rund 90 Prozent aller Filme seien kostenlos im Netz zu haben, sagte Steffen Kuchenreuther, Präsdient der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (Spio). So sahen etwa den Film „Zeiten ändern dich“ über den Rapper Bushido im Kino 520 000 Zuschauer, im Netz wurde er mehr als acht Millionen Mal heruntergeladen. Im Kern geht es der Allianz um den durchsetzungsstarken Kampf gegen Piraterie und „Gratis-Kultur“ auf allen Inhalte-Ebenen, die bisherige Politik wird als „Laissez-faire“ resümiert. Dieser Einsatzwille wird auch die Zeitungs-und Zeitschriftenverleger freuen, deren Verbände sich der Allianz demnächst anschließen sollen.

ZDF-Intendant Markus Schächter unterstrich mit Blick auf die Netzbetreiber und die Hersteller neuartiger Hybridgeräte den diskriminierungsfreien Zugang, das „Gefunden-Werden“ der Angebote durch den Nutzer. Netzneutralität ist das eine, Visibilität das andere Stichwort.

Immerhin, die Inhalte-Alliierten verneinten, dass es für sie in diesem Land fünf vor zwölf sei. Aber der Warnruf, der müsse jetzt, der könne nicht erst morgen abgeschossen werden. Dieter Gorny, der Lauteste auf der Barrikade, will eine „Kulturdebatte“ entfachen. Es klang wie Kulturkampf.

13 Kommentare

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    Die alte Leier...

    ...die Zahl der illegalen Downloads gleichzusetzen mit dem entstehenden Schaden. Wie siehts denn in Wahrheit aus? Gingen tatsächlich all die acht Millionen ins Kino, um einen Film über Bushido zu sehen? Oder zeichnet die Zahl der Kinobesucher nicht viel eher die Zahl der Leute wieder, die bereit sind, dafür Geld auszugeben?

    Es ist doch schon beinahe infantil, jeden Download umzurechnen in Schaden, weil der Downloadende (feines Wort...) ansonsten ohne diese Möglichkeit den Film, die CD oder das Programm gekauft hätte?

    Das ist erkennbar Unfug und ein beliebtes Mittel der Kriminalisierung in dieser Branche, möglichst laut trommeln, um auch noch das letzte kommerzfeindliche Schlupfloch dicht zu machen.

    Wenn die Filmindustrie mehr Leute in die Kinos haben möchte - überlegt mal bei den Preisen! Nicht nur für die Karten, sondern auch für Snacks, Getränke und ähnliches. Wenn ich für einen großen Topf Popcorn 6,50 Euro zahlen soll, vergeht mir der Appetit.

    Insofern wird hier -mal wieder- viel Lärm um Nichts gemacht. Der Vergleich mit dem Öl ist schon deshalb blödsinnig, weil man einen Liter Öl nur einmal verbrauchen kann, während eine DVD auch zehn Leute gucken können - legal!

    Also an Stelle der "Content-Industrie" (ich kriege Gänsehaut bei dieser Wortschöpfung...) würde ich mir mal Gedanken darüber machen, wie ich dafür sorgen kann, dass meine Produkte legaler Weise besser nachgefragt werden. Durch faire Preise, transparente Vorgehensweise und ähnliche Hilfsmittel.

    Aber so ist das nur ein weiterer Versuch, die Zahnpasta wieder in die Tube zu drücken. Und es steht heute schon fest, dass dieses Lobbyistengeschwafel nur Unmengen CO2 verbraucht, aber keine Lösungen hervorruft. Das Engagement wird sich jedoch sicherlich in den Produktpreisen niederschlagen... wofür man den Downloads dann wieder die Schuld geben wird.

    Wo ist eigentlich das Murmeltier???
      Antwort auf Polizeiphilosoph vom 13.04.2011 19:25 Uhr

      Schmarotzer

      Ihr Beitrag zeugt von der üblichen Haltung. Ich würde ja die Kinokarte bezahlen, aber der böse Kinobetreiber zwingt mich ja, Popcorn zu kaufen. Es ist, in der Tat, tatsächlich immer die alte Leier: Ich muss klauen, weil ich zum Klauen gezwungen werde. Das ist Quatsch, das ist nichts anderes als die Ummäntelung der Einstellung: Ich klaue, also bin ich. Sozialismus auf Schmarotzer-Niveau
      Antwort auf schlauimkopf vom 13.04.2011 21:10 Uhr

      Falsch

      Sie irren. Ich zahle auch nicht solche Summen für eine Kinokarte, ich verkneif es mir einfach und reduziere Kino auf ein bis zweimal im Jahr!

      Es geht ums Prinzip: Die Filmbranche muss sich selber fragen, was sie dazu tut, die Leute wieder ins Kino zu bringen. Dazu gehört eben auch, einen Kinoabend finanzierbar zu gestalten. Wenn das nicht geht und man das nicht will, bleibt man dem Kino eben fern. Wir sind schon längst dazu übergegangen, uns Filme, die uns wirklich interessieren, auf BluRay zu kaufen. Nicht sofort, sondern ein paar Monate später. Und sparen noch Geld zum gemeinsamen Kinoabend.

      Wäre Kino günstiger, würde ich vielleicht sogar beides. Am Ende würde also für die Branche sogar mehr Einnahme rumkommen. Aber so?

      Zu hoch für Sie?
      Antwort auf Polizeiphilosoph vom 14.04.2011 11:52 Uhr

      Volksphilosoph

      Sorry, dass ich jetzt erst antworten kann. Bin ich Ihnen in der Weise richtig gefolgt, dass Sie alles richtig machen und nur die anderen alles falsch? Wenn sich also das System auf Ihre Systematik einstellt? Immerhin möchte ich Ihnen gratulieren: Mein Kommentar fährt nur Buhs ein, Sie dagegen werden vom Volk auf den Schultern getragen.
      Antwort auf schlauimkopf vom 14.04.2011 16:49 Uhr

      Verhältnis

      Ich fühle mich nicht auf Schultern getragen, es ist nur meine Meinung. Ich kann diese Entwicklung voll und ganz nachvollziehen, denn ich kann sie nachfühlen.

      Die Branche entwickelt sich falsch und in eine falsche Richtung. Und das dem so ist, kann man gut am Zustand ablesen, der hier immer bejammert wird. Anpacken - nicht jammern.

    ARD prangert „Gratis-Kultur“ an: Nice try!!

    Ich bin im Rahmen meiner finanziellen Möglichkeiten jederzeit bereit, für guten Journalismus oder überzeugende künstlerische und intellektuelle Erzeugnisse zu bezahlen.
    Das Ansinnen, dass ich für Inhalte, die ich bereits über meine GEZ-Gebühren mitfinanziert habe, online nochmal bezahlen soll, finde ich aber schon ziemlich dreist. Ich würde sagen entweder GEZ-Sponsoring oder paid content. Alles andere wäre auch eine bizarre Wettbewerbsverzerrung.

    Bürgerfeindliche Loser

    Es ist entsetzlich, dass sich Angestellte von den öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten zusammenrotten, um von mir bezahlten Conten nicht an mich über das Internet zu liefern. Diese Leute gehören entlassen mit ihrer bürgerfeindlichen, zynischen Abzockermentalität.

    Wir werden sowieso eine Kulturflatrate bekommen. Und dann wird das Geld an die Kreativen verteilt, nicht an die Logistiker in der Mitte, die ihre Überflüssigkeit mit staatlicher Hilfe hinauszögern wollen.

    Bei den Leuten von ZDF und Co. ist noch zu prüfen, ob hier nicht dienstrechtliche Probleme lauern, da die offenbar meine gebühren veruntreuen und sich zu Sachen zusammenrotten, die sie nichts angehen. Einfach der Arbeit fernbleiben und gegen den Zuschauer zu arbeiten ist ein unerhörtes Ding. Die Leute gehören abgemahnt oder rausgeworfen.

    Als ich in New York war, habe ich es nicht fassen können: ich bin Zwangsgebührenzahler udn drufet den von mir beazkten Content über das Internet nicht sehen, weil ich in Neww York war. Das steht in keionem Medienstaatsvertrag drin, dass ich die von mir bezahlten Produktionen nur auf deutschem Staatsgebiet sehen dürfte. Das ist eine freche, realitätsferne, zynische Arroganz von inkompetenten Personal, das Parteiverrat begeht.

    Haltet den Dieb

    Man kann Joachim Huber zugute halten, dass er mit der Online-Welt ein Generationsproblem hat. Aber dass Kultur Gemeingut ist, dass sollte er doch nachvollziehen können. Die BVMI ist nichts weiter als der Zusammenschluß einiger Großkonzerne, darunter der ARD, die dem Normalbürger in die Taschen fassen. Da sie den Hals nicht voll genug bekommen können, wird hier "haltet den Dieb gerufen".

    Tja, geile Ölquelle,

    die gleichzeitig einen Liter Öl in mehrere Pipilines pumpt und in jeder den gleichen Liter kassiert! Wenn das mal nicht die Ölscheichs kopieren! Oder sind das dann Raubkopien?
    Aber an die ARD Indendantin mal die Frage gestellt, wie sind Wiederholungen die im Sommer exessiv ausgestrahlt werden zu bewerten. Wird dann der Urheber doppelt vergütet oder muß ich doppelt bezahlen? Oder ist es wie immer, nur die Suche nach einem Grund, für die allgemeine ABZOCKE.

    Zusammengeschlossen?

    Man sollte wohl eher von zusammengerottet sprechen. Die Mitglieder dieser Vereinigung hat auch mitnichten Öl, sie haben Verträge mit Leuten die Öl haben. Es ist lediglich der plumpe Versuch eines Blutegels an der Kuh sich als Rindvieh darzustellen. Ziel der Veranstaltung ist es doch ein veraltetes Geschäftsmodell mittels Lobbyarbeit noch ein paar Jahre am Laufen zu halten und über erweiterte Urheberrechtsmodelle aus jedem Halbsatz und aus jedem Bildschnipsel Kohle für den bröckelnden Umsatz zu pressen.

    Borniertheit oder Ahnungslosigkeit

    Das Anliegen der „Deutsche Content Allianz“ klingt in meinen Augen mehr als verlogen, geht es doch schlußendlich nicht darum für Content Geld zu verlagen. Das würde ja der Markt selber regeln sondern viel mehr eine Wertemonopol aufzubauen in dem die Preise diktiert und die Wahre in Menge und Qualität ausgedünnt wird.
    Mit Polemik und dem Rest der Marktmacht wird versucht sich von der Politik, durch Protektionismus, eine Vormarktstellung bauen zu lassen.
    Langsam habe ich dieses Gewimmere satt. Wer Content per se als schutzwürdig betrachtet, der wird auf dauer die schützen welche dem Verbraucher für viel Geld Mogelpackungen verkaufen. Nicht der Lohn der kreativen wird daurch gesichert, sondern der Gewinn von Rechteschmarotzern.

    Das Bild dieser Runde spricht Bände

    Eine alte, total überbezahlte Clique von Verwaltern meist langweiliger Programme, die um ihre Pfründe bangt, denen die Felle davon schwimmen und die sich nun zum weißen Ritter aufschwingen will.

    Um ihre einträglichen Posten, ihren personellen Wasserkopf zu sichern, bedeutet das doch nichts anderes, als das sie für sich künftige Einnahmequellen erschließen bzw. vorbereiten wollen.

    Nur haben diese Leute, besonders ARD & ZDF, mit ihren immer schlechteren Programmangeboten, noch immer nicht begriffen, dass die Zeit über sie und staatlich verordnete Zwangsabgaben, für immer schlechtere Leistungen, längst hinweg gegangen ist und ihre Tage gezählt sind - auch wenn man sich jetzt hinter einem Schutzschirm für ihre immer mieseren Angebote verstecken möchte.

    Eine Allianz der Ewig-Gestrigen

    auch wenn der Dinosaurier sich noch so sehr wert, bleiben seine Tage doch gezählt!

    It's not the fittest species that prevails, but the one most adaptive to change!

    Wer versucht den status quo zu bewahren hat schon verloren, auch und gerade in einem sich so rasant wandelnden Umfeld wie der digitalen Unterhaltungsbranche. Man braucht nur das Bild zum Artikel zu betrachten, um zu erkennen, dass hier wohl kaum Innovation und Aufbruch in eine veränderte Medienlandschaft zum Zuge kommen werden, schade eigentlich, aber absehbar. Es gibt zahlreiche Beispiele wie in der "neuen" Medienlandschaft auch mit Inhalten sehr viel Geld verdient werden kann, nur wer nicht willens oder in der Lage ist sein Geschäftsmodell anzupassen oder zu verändern, der hat es auch nicht anders verdient - leid tut es mir allein um die Mitarbeiter, die das Versagen des Managements letztlich ausbaden müssen.

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