Fantasy-Thriller

Die Verschwörung der Pappkameraden

Mittelalter im 20. Jahrhundert. "Rex Mundi" entwirft eine alternative Version der europäischen Geschichte. - Illustration: Ehapa

Die Thrillerserie „Rex Mundi“ entwirft eine fantastische Welt. Jetzt ist das Mammutprojekt vollendet - und hinterlässt einen ambivalenten Eindruck.

Zehn Jahre hat Arvid Nelson an seiner Serie „Rex Mundi“ gearbeitet, und die Welt, die er da erschaffen hat, ist nahezu perfekt. Eine Welt, in der es keine Reformation und keine Französische Revolution gegeben hat, in der Frankreich noch im Jahr 1933 eine konstitutionelle Monarchie ist, die in Europa um die Vorherrschaft gegen ein aggressives Deutsches Reich und eine untergehende Donaumonarchie ringt.

Dazu packt Nelson eine altbekannte Verschwörungstheorie, laut der Jesus die Kreuzigung überlebte und als Stammherr die Merowinger-Dynastie schuf.

Eine Thriller-Handlung stößt die Geschichte an: Ein Mönch wurde ermordet und der Arzt Julien Saunière sucht im Auftrag des Toten ein geheimnisvolles Dokument.

Nicht lange und er begegnet seiner alten Liebe Genevieve wieder, die für den Herzog von Lorraine, den politischen Führer einer Kammer des französischen Parlaments, arbeitet. Lorraines politisches Geschäft besteht darin, die Nation auf einen Krieg gegen das muslimische Spanien vorzubereiten, doch dies ist nur das Vorspiel zu einem Weltkrieg.

Immer tiefer werden Julien und Genevieve in die politischen Intrigen des Herzogs verwickelt, zwischenzeitlich mutiert die sechsbändige Serie zu einer reinen Schnitzeljagd, bei der mittels einer interaktiven Webseite (www.rexmundi.net) geheimnisvolle Nachrichten codiert werden müssen.

Weitere Details aus der umfangreichen Welt, die da Nelsons Kopf entsprungen ist, findet der Leser am Ende jedes Kapitels: Dort wird die Welt von „Rex Mundi“ mit Hilfe von Zeitungsartikeln vertieft, die Handlung kommentiert. Das ist durchaus originell und spannend, wenn nur nicht alle Charaktere solche elenden Pappkameraden wären, die all ihr Tun nur dem Plot unterordnen.

Auch der durch einen Verlagswechsel genau zur Mitte der Story erzwungene Zeichnerwechsel tut der Serie nicht unbedingt gut. Dazu kommt eine zweifelhafte Übersetzung (englische Titel für französische Adlige?) und die billige Aufmachung der deutschen Bände. „Rex Mundi“ ist ein zweifelhaftes Vergnügen, trivial, aber nicht ohne Reiz.

Arvid Nelson (Autor) und Eric J., Jeromy Cox, Jim Di Bartolo, Juan Perreyra, Guy Davis, Brian Churilla (Zeichner): Rex Mundi, aus dem amerikanischen Englisch von Joachim Stahl, Egmont/Ehapa Verlag, Köln 2006ff, 6 Bände, je 150 Seiten, je 20 Euro. Mehr über die Serie auf der Verlags-Website.

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