Es gibt Dinge, bei denen ich mit meiner Frau einfach nicht mithalten kann. Telekommunikation zählt dazu, nicht nur beim geschlechtstypisch hohen zeitlichen Aufwand, den sie damit treibt, sondern auch bei der technologischen Ausstattung. Wenn sie ihr iPhone (dienstlich) und ihren Blackberry (privat) im Restaurant auf den Tisch legt, stecke ich mein altes Nokia lieber diskret in die Jackentasche.
Neulich lag ich allerdings für einen Abend klar vorn. Schuld war das Emporia Elegance, das ich beiläufig bei unserem Stammitaliener auf die Wachstuchtischdecke geschlenzt hatte. Einige Bekannte blieben stehen und würdigten das formschöne schwarze Handy. Es hat große Tasten, die vom Display durch ein schimmerndes Edelstahlband abgetrennt sind. Sieht ziemlich edel aus – und ist ein Seniorenhandy aus Österreich. Das merkt man spätestens, wenn es klingelt. Dann vibriert es lärmend über den Tisch und blitzt stroboskopartig dazu, als ob es Tote aufwecken wollte.
Aber in Zeiten überbordender Smartphones scheint es durchaus auch für Nicht-Senioren einen Reiz zu besitzen. Ein Handy, mit dem man telefonieren kann, sonst nichts – wo gibt es das noch? Die Bedienung ist einfach, für Tasten und Display braucht man keine Lesebrille, die Klangqualität überzeugt, und eine super Idee ist auch die kleine integrierte Taschenlampe.
Selbst meine Frau war kurz davor, den Blackberry durch das Emporia Elegance zu ersetzen. Hat sie jedenfalls gesagt.
Leider kann das Handy, das für 149,99 Euro im Elektrofachhandel – zum Beispiel bei Mediamarkt und Saturn – zu haben ist, einigen Schnickschnack nicht, an den sich vermutlich selbst die größten Technikmuffel gewöhnt haben. Eine Kamera fehlt, auch Bluetooth ist nicht an Bord, so dass man im Zweifel fürs Auto eine Freisprecheinrichtung dazu kaufen muss. Und bei Adressbuch und SMS bricht man sich die Finger, weil das Display so wenig anzeigt und die Tasten nur mit leichter Verzögerung anschlagen.
Kurzum, die Idee des einfachen Handys ist bestechend, aber zu einfach darf es eben auch nicht sein. Ich bleibe bei meinem alten Nokia, und meine Frau kriegt in Kürze das neue iPhone.
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1 Kommentar
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Zu einfach? Es kann gar nicht einfach genug sein!
Nur das Bluetooth - das fehlt wirklich, obwohl es viele in der angepeilten Altersgruppe wahrscheinlich auch nicht wirklich brauchen, da die eh nicht im Auto telefonieren - jedenfalls nicht während der Fahrt - das würde sie überfordern (ist ja schon bei sehr, sehr viel[en] jüngeren der Fall, wie man tagtäglich beobachten kann - egal ob mit oder ohne Blauzahn[Freisprech] - meist leider ohne).Auch das langsame Ansprechen der zum Glück größeren Tasten ist seniorengerecht für nicht mehr so flinke Finger, die auch länger drücken und die zumeist auch keine SMS mehr schreiben wollen. Und die überwiegend miesen Kamerafunktionen braucht auch keiner, der sich so ein Handy kaufen will (oder muss).
Ebenso haben ältere Menschen nicht mehr so viele Telefonbucheinträge, viele blättern da auch nicht, sondern benutzen viel lieber die Kurzwahlen von 0 bis 9, die hinten auf dem Handy kleben für die paar Rufnummern der Familie, dem noch lebenden Rest an Freunden und Bekannten.
Man sollte nicht von den eigenen noch vorhandenen Möglichkeiten auf die älterer Mitmenschen schließen.
Es gibt da so komische Anzüge mit Brille, Schuhen und Handschuhen, um seniorentypische Bewegungsabläufe und Sichtweisen auch für jüngere darstellbar zu machen.
Da kommen dann selbst sportliche Autotester kaum noch in "normale" Autos rein oder wieder raus und fahren dann so beschränkt plötzlich über 50% langsamer und sehr viel vorsichtiger.
Leider liegt der Gerätepreis - wahrscheinlich stückzahlbedingt - weit ausserhalb des Budgets vieler Senioren, die ein solches Gerät brauchen würden.
Werde ich aber meiner Mutter mal vorschlagen